Titelverteidiger Italien nimmt den Mund bei der WM in Südafrika trotz eigener Probleme schon wieder mächtig voll. "Nach den Leistungen von Spanien, Frankreich, England und auch Deutschland können wir erneut Weltmeister werden", sagte Stürmer Vincenzo Iaquinta vor dem zweiten Spiel der "Squadra Azzurra" heute (16.00 Uhr/ARD und Sky live) in Nelspruit gegen Neuseeland. Auch Mittelfeldspieler Daniele De Rossi tönte großspurig: "Ein Land wie Italien, eine Mannschaft wie unsere muss immer zumindest das Halbfinale erreichen."
Dabei haben die Italiener genug eigene Probleme. Zum Auftakt war der viermalige Weltmeister nicht über ein 1:1 gegen Paraguay hinausgekommen. Zudem fällt Stammtorhüter Gianluigi Buffon, der sich nach der WM wegen seines Bandscheibenvorfalls operieren lassen muss, weiter aus. Buffon wird wie schon nach seiner Auswechslung in der ersten Halbzeit gegen Paraguay von Federico Marchetti vertreten. Sorgen bereitet Nationaltrainer Marcello Lippi aber vor allem die zuletzt harmlose Offensive. Beim Trainingsspiel am Donnerstag war Lippi der Kragen geplatzt. "Wenn Ihr dahinten stehen bleibt, trefft Ihr nie", schrie der 62-Jährige seine Angreifer wutentbrannt an. Für mehr Schwung soll Antonio Di Natale sorgen. Der Torschützenkönig der Serie A (29 Saisontreffer) wird wohl für Iaquinta von Beginn an stürmen.
Abwehrspieler Giorgio Chiellini warnte unterdessen vor den "Kiwis". "Wir haben letztes Jahr in einem Länderspiel erlebt, wie gefährlich sie sind", sagte Chiellini in Erinnerung an das mühsame 4:3 im einzigen Duell beider Teams vor genau einem Jahr. "Sie sind körperlich stark und immer für ein Tor gut. Besonders in der Luft und bei Standardsituationen geht Gefahr aus", erklärte Chiellini. Außenseiter Neuseeland hat durch das 1:1 gegen die Slowakei Selbstvertrauen gewonnen. "Warum sollten wir Angst haben? Alles ist möglich. Wir sollten an uns glauben und abwarten, was passiert. Wir sind auf jeden Fall bereit, ihnen einen harten Kampf zu liefern", sagte "All-Whites"-Coach Ricki Herbert.
Zwar beziffern die Buchmacher die Chancen auf einen Erfolg des Underdogs bestenfalls mit 1:10, doch Herbert macht seine eigene Rechnung auf. "Tatsache ist, dass wir eine Chance haben, wie jedes andere Team", sagte der 49-Jährige: "Deshalb werden wir nicht aufhören zu träumen."