Bundestrainer Joachim Löw lobt im Interview die Moral der Mannschaft nach den vielen Rückschlägen gegen Serbien und verteidigt Lukas Podolski für seine Entscheidung den Elfmeter zu schießen. Der 50-Jährige ist vom Achtelfinaleinzug seines Teams weiterhin überzeugt: "Wir haben es immernoch in der eigenen Hand", sagte der Bundestrainer.
Wie bewerten Sie die Vorstellung Ihrer Mannschaft gegen Serbien? In diesem Spiel ist viel gegen uns gelaufen. Die frühe Gelb-Rote Karte, kurz im Anschluss das 0:1, dann in der zweiten Hälfte gute Chancen für uns und ein verschossener Elfmeter. Das ist dann für eine Mannschaft nicht leicht wegzustecken. Die erste Hälfte ist aber natürlich nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Nach der Pause hat sich meine Mannschaft aber aufgebäumt und hat in Unterzahl Moral bewiesen. Wir hätten das Spiel zumindest noch unentschieden gestalten können. Wir hatten viele gute Chancen, von daher ist die Niederlage sehr schade.
Was sagen Sie zu dem Platzverweis gegen Miroslav Klose?
Für mich war dieses Spiel nicht besonders unfair oder ruppig. Acht Gelbe Karten sind einfach zu viel, denn die Spieler sind für viele kleine Dinge verwarnt worden. Das hätte man vermeiden können. Auch die Attacke von Klose war für mich kein gelb-würdiges Foul. Er wollte den Ball wegspitzeln und ist zu spät gekommen. Er muss aber nicht unbedingt in der Hälfte von Serbien versuchen, mit aller Macht den Ball zu erobern. So eine Aktion in der Hälfte des Gegners kann man vermeiden.
Zuletzt gegen Bosnien hat Bastian Schweinsteiger zwei Elfmeter verwandelt, warum hat gegen Serbien Lukas Podolski geschossen? Podolski hat in der Nationalmannschaft bislang jeden seiner Elfmeter verwandelt. Es gibt von mir keine klaren Vorgaben, wer schießen soll, ob Podolski oder Schweinsteiger. Es soll der schießen, der sich am sichersten fühlt. Der Elfmeter war aber nicht gut geschossen und für den Torhüter haltbar. Ich glaube nicht, dass sich Lukas durch die zuvor ausgelassenen Chancen hat verunsichern lassen. Das wirft ihn normalerweise nicht aus der Bahn. Gegen Ghana steht die junge Mannschaft nun zum Gruppenabschluss unter einem enormen Druck. Machen Sie sich Sorgen? Sicher sind wir jetzt mehr unter Druck, aber wir werden die nächste Runde erreichen. Was macht Sie da so sicher? Die Mannschaft ist im Moment enttäuscht und etwas niedergeschlagen. Sie hat aber die Willenskraft, die nächste Runde zu erreichen. Wir haben es immernoch in der eigenen Hand und zudem eine gute Tordifferenz. Wir sind absolut in der Lage, diesen Trumpf gegen Ghana auszuspielen.
Haben Sie während des Spiels mal an die EM vor zwei Jahren gedacht, als sie mit ihrer Mannschaft gegen Kroatien verloren haben und ebenfalls mit dem Rücken zur Wand standen.
Nein, wir wollten diese Situation zwar nicht haben, aber mit dem Kroatien-Spiel kann man das nicht vergleichen. Diesmal hat unsere Mannschaft viel besser gespielt als damals gegen Kroatien. Sie war zwingender und gewillter. Wenn wir mit etwas Glück gesegnet sind, dann machen wir noch den Ausgleich. Es war eine druckvolle zweite Hälfte unserer Mannschaft. Die beim 4:0 gegen Australien hoch gelobten Holger Badstuber, Thomas Müller und Mesut Özil konnten diesmal nicht so überzeugen. Waren Sie überfordert?
Überfordert sicher nicht. Wir mussten ja in Unterzahl erst mal das 0:1 verteidigen, denn ein 0:2 wäre wohl unser endgültiger K.o. gewesen. Wir wollten auf Konter warten und dann zuschlagen. Badstuber stand vielleicht bei der Flanke zum 0:1 nicht optimal, aber man kann in Unterzahl nicht jeden Angriff des Gegners abfangen, zumal Milos Krasic auch ein sehr guter Mann ist. Özil habe ich nicht wegen schlechter Leistung ausgewechselt, sondern weil er vor allem in der zweiten Hälfte unglaublich viel gelaufen ist und einen hohen Aufwand betrieben hat. Da war es angebracht, nach 70 Minuten frische Leute zu bringen.