Doch Mexiko fühlt sich in der Rolle des möglichen Spielverderbers pudelwohl. Staatpräsident Jacob Zuma hat Südafrikas Mannschaft noch einmal bei einem Besuch im Quartier Grayston Sun Hotel auf die Partie im Stadion Soccer City eingestimmt. "Wir sind bereit, in die Schlacht zu ziehen und die Fußball-Welt zu erobern. Das ganze Land steht hinter euch. Als Optimist glaube ich daran: Wir werden das Finale erreichen, und meine Hände sehnen sich danach, den Pokal zu halten", sagte Zuma. Die Begeisterung der Bevölkerung und zwölf Spiele in Folge ohne Niederlage haben auch Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira mutig gemacht. "Die Fans sind unser zwölfter Mann. Mit ihrer Hilfe können wir Berge versetzen", sagte der Brasilianer, der 1994 mit seinem Heimatland den WM-Titel gewonnen hatte und nun mit Südafrika vor der größten Herausforderung seiner Karriere steht.
Parreira, der die gleiche Startelf wie bei der gelungenen Generalprobe beim 1:0 gegen Dänemark auf den Platz schicken wird, warnte noch einmal ausdrücklich vor dem Gegner. "Meiner Meinung nach ist Mexiko das offensivfreudigste Team im Turnier. Sie spielen mit drei Stürmern und gehen sehr aggressiv zur Sache", erklärte der 67-Jährige auf der Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag.
Am Mittwoch war das Team bei einer Parade in den Straßen von Johannesburg wie beim Karneval gefeiert worden. Am Donnerstag hielt Parreira mit seinen Spielern nochmal ein Geheimtraining in der 94.700 Zuschauer fassenden Soccer City ab.
Dort werden die Anhänger den Gastgeber mit ihren Vuvuzuelas im wahrsten Sinn des Wortes nach vorn blasen. Die Prozedur vor dem Anpfiff ist festgelegt. Unter einem Schild in der Umkleidekabine mit der Aufschrift "Hare eny Bafana - Los gehts Jungs" hinweg wird die Mannschaft geschlossen auf das Spielfeld tanzen. Die Hoffnungen ruhen vor allem auf Torjäger Katlego Mphela, der in den vergangenen fünf Spielen sechsmal traf. "Wir wollen uns und das ganze Land glücklich machen", sagte Mphela, der seinem Spitznamen "Killer" auch gegen Mexiko alle Ehre machen will. Profitieren soll Mphela von den Vorlagen des früheren Dortmunders Steven Pienaar.
Die Mission ist klar: "Macht uns stolz", titelte die Zeitung The Star. Für den letzten Motivationskick vor dem Anpfiff wird Mandela sorgen. Der erste schwarze Präsident des einstigen Apartheid-Staates kommt trotz seiner 91 Jahre zur Eröffnungsfeier.
Ungeachtet der Euphorie beim WM-Gastgeber strotzt Mexiko vor Selbstbewusstsein. Vor allem der 2:1-Sieg bei der Generalprobe gegen Titelverteidiger Italien hat El Tri Zuversicht gegeben. "Wir werden mit der Einstellung und dem Siegeswillen wie gegen Italien in das Spiel gehen", sagte Verteidiger Carlos Salcido, Stürmer Guillermo Franco fügte hinzu: "Wir werden uns von dem ganzen Drumherum im Stadion nicht ablenken lassen." Nationalcoach Javier Aguirre ist von der Stärke seines Teams überzeugt. "Das ist das beste mexikanische Team aller Zeiten", tönte er. Der zuletzt angeschlagene Franco meldete sich ebenso fit wie Rafael Marquez vom spanischen Meister FC Barcelona. In der Abwehr setzt Aguirre auf Ricardo Osorio vom Bundesligisten VfB Stuttgart. Unterstützt wird die Mannschaft auf der Tribüne von Staatspräsident Felipe Calderon.
Für Franz Beckenbauer ist der Ausgang der Partie völlig offen. "Südafrika hat den Heimbonus", sagte der "Kaiser": "Aber Mexiko hat den Vorteil, dass die Südafrikaner im Eröffnungsspiel sehr nervös sein werden."