Der mächtige Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, der schon die Trennung von Müllers Vorgänger Assauer zu verantworten hatte, schließt einen Schnellschuss allerdings aus. "Wir werden nicht in Panik verfallen. Die Mannschaft hat jetzt genügend Druck. Wir warten die restlichen drei Spiele ab", meinte der Fleischfabrikant aus Rheda mit Blick auf die Begegnungen bei Twente, gegen Hertha BSC Berlin und bei 1899 Hoffenheim: "Aber danach setzen wir uns zusammen." Doch allein das Spiel beim Tabellenvierten der niederländischen Ehrendivision birgt genügend Zündstoff, um schon früher eine Kettenreaktion in Gang zu setzen. Schalke, am letzten Gruppenspieltag am 18. Dezember spielfrei, hätte im Falle einer Niederlage keine Chance mehr, sich aus eigener Kraft für die K.o.-Runde zu qualifizieren.
Nicht von ungefähr steht auch Trainer Fred Rutten vor der Rückkehr zu seinem Ex-Klub, dem er als Spieler und Trainer 25 Jahre lang die Treue gehalten hat, im Mittelpunkt der Spekulationen. Angeblich soll auf Schalke bereits über eine Rückholaktion von Huub Stevens, der den Klub 1997 zum UEFA-Cup-Sieg geführt hatte und zurzeit bei Enschedes Ligarivalen PSV Eindhoven ähnlich erfolglos agiert wie Rutten auf Schalke, diskutiert worden sein.
"Ich habe immer noch sehr viel Spaß an der Arbeit mit meiner Mannschaft, aber der Spaß wäre natürlich größer, wenn die Resultate besser wären", meinte Rutten, der nach der 0:2-Niederlage beim VfB Stuttgart am vergangenen Sonntag den Tränen nahe gewesen war. Einen Tag später hatte sich Rutten wieder gefangen. Er freue sich auf das Wiedersehen mit seinem Ex-Klub, sagte er, sehe die Aufgabe dennoch rein sportlich. Kapitän und Abwehrchef Marcelo Bordon (Adduktoren) wird wohl ausfallen.
Eher als Rutten, der am kommenden Freitag 46 Jahre alt wird, dürfte wohl Manager Müller den Stuhl räumen. Der "Eurofighter" von 1997 hat seinen Kredit bei den Fans vor allem wegen verfehlter Einkaufspolitik längst aufgebraucht. Nach Informationen der Bild-Zeitung hat die Suche nach einem Nachfolger bereits begonnen. Assauer steht Gewehr bei Fuß. "Wenn Schalke lichterloh brennt und alle sich einig sind, dass ich helfen soll, dann bin ich im äußersten Notfall bereit, für sechs Monate auszuhelfen", sagte der 64-Jährige der Bild.
Im Express rechnete er mit Müller und Co. gnadenlos ab. "Die Leute, die jetzt am Ruder sind, müssen sich eingestehen: Verdammte Hacke, wir haben Fehler in der Einkaufspolitik gemacht. Das, was wir geholt haben, funktioniert nicht. Ich habe nicht den Eindruck, dass sie einen Arsch in der Hose haben und Fehler zugeben."
Müller forderte, dass man alles, was derzeit rund um den Verein passiere, wegstecken müsse und nur die Konzentration auf die kommenden drei Spiele wichtig sei. Der Schwabe, der zuletzt immer seltener den von den Fans geliebten und von Assauer gepflegten herzhaft-rauen Ruhrpott-Ton traf, hofft dabei auf "Unterstützung von allen, die Schalke so lieb gewonnen haben".