Seit 2019 arbeitet der gebürtige Gelsenkirchener Hamit Altintop für den türkischen Fußballverband. Zunächst als verantwortliches Vorstandsmitglied für die Nachwuchsteams, seit 2021 auch für die A-Nationalmannschaft. Dass diese an der Europameisterschaft in Deutschland teilnimmt, ist zu einem guten Stück auch sein Verdienst.
Dennoch kann es sein, dass Hamit Altintop den Verband in wenigen Wochen bereits verlässt. Denn am 18. Juli stehen im türkischen Fußballverband Neuwahlen an. Der schwer angezählte und unter Druck stehende Verbandspräsident soll nach dem Willen der meisten Profiklubs abgewählt und ersetzt werden.
Seit seinem Amtsantritt 2022 hatte Mehmet Büyükeksi einige fragwürdige Entscheidungen zu verantworten. Besonders die Vergabe des Supercup-Endspiels zwischen Galatasaray Istanbul und Fenerbahce Istanbul nach Saudi-Arabien ausgerechnet im Jahr des 100-jährigen Bestehens der Türkei wurde ihm angelastet.
Letztendlich wurde das Spiel abgesagt, weil den Teams seitens des Gastgeberlandes untersagt wurde, T-Shirts mit dem Konterfei von Mustafa Kemal Atatürk zu tragen. Inzwischen wurde es in der Türkei nachgeholt. Fenerbahce trat aus Protest mit der U19 an und provozierte nach einer Minute einen Spielabbruch.
Auch hatte sich nach dem Amtswechsel die Ausrichtung geändert, was letztlich auch Nationaltrainer Stefan Kuntz zum Verhängnis wurde. Altintop, der sein Wirken immer langfristig angelegt sah, dürfte sich genau überlegen, ob er überhaupt weitermachen will. Denn für viele seiner Entscheidungen und Aussagen steht er durchaus in der Kritik.
Der ehemalige Schalker sagt immer wieder, dass das auch etwas mit der fußballerischen Ausbildung zu tun habe, die er in Deutschland genossen habe. Dazu benötige man Geduld. Aber es gehe auch um die Außendarstellung und das allgemeine Auftreten. Er sieht seine Aufgabe ganzheitlich, will die Nachwuchsförderung strategisch aufbauen.
Ein kurzfristiger sportlicher Erfolg bei der EM kann Altintop sicher helfen, seine Position zu stärken. Die Frage ist aber, ob er das überhaupt noch will.
Vor dem zweiten Gruppenspiel der Türkei am Samstag (18.00 Uhr) in Dortmund gegen Portugal sagte er der türkischen Nachrichtenagentur "Anadolu Ajensi" in einem auf www.aa.com.tr veröffentlichten Gespräch, dass er seine Zukunft nicht in direktem Zusammenhang mit dem Abschneiden bei der EM sieht. „Am 18. Juli wird gewählt. Ob ich weitermache, hängt nicht vom Turnier ab", sagte Altintop. "Ich muss meine eigene Entscheidung treffen. Diese Entscheidung werde ich nach dem Turnier abwägen.“