Letztlich war der Sieg der Spanier hoch verdient, da sie im Spiel nach vorne deutlich kreativer und agiler zu Werke gingen. Besonders das junge Mittelfeld konnte sich dabei wie bereits im ganzen Turnierverlauf hervor tun. Während Andres Iniesta (FC Barcelona) und David Silva (FC Valencia) häufig die Seiten tauschten, wurden sie zusätzlich durch die vorgerückten Außenverteidiger Sergio Ramos (Real Madrid) und Joan Capdevila (FC Villareal) unterstützt und hatten so Möglichkeiten ihr feines Kombinationsspiel aufzuziehen. Die Sicherheit im Passspiel gepaart mit der Schnelligkeit eines Fernando Torres (FC Liverpool) sorgte für mehr Durchschlagskraft der „Selección“ als für das von Jogi Löw trainierte Team.
So konnte die deutsche Elf den Angriffswirbel einige Male nur unfair bremsen. Kapitän Michael Ballack fiel beispielsweise mehr durch Fouls denn als Spielmacher auf. In den sechs Partien, die er alle über die komplette Länge absolvierte, griff er 22 Mal zu diesem Mittel. Auch seine Laufdistanz erreichte nicht das Niveau der vorangegangenen Spiele, etwas mehr als zehn Kilometer legte er zurück. Möglicherweise behinderten ihn die Wadenprobleme und die Platzwunde am rechten Auge doch mehr als angenommen. Dennoch lief er über das gesamte Turnier gesehen von allen Teilnehmern am meisten (67,77 km). Am Sonntag erreichte Bastian Schweinsteiger (10,64 km) den teaminternen Höchstwert in dieser Kategorie, nur der Spanier Xavi war noch mehr unterwegs (11,47 km). Den schnellsten Sprint im Finale legte auf deutscher Seite Torsten Frings hin (27,09 km/h).
Lediglich in der Anfangsviertelstunde machte Deutschland mehr Druck als der neue Europameister, brachte in dieser Drangphase aber nur einen einzigen Torschuss zustande. Nach diesem „Abtasten“ wurden die Spanier mutiger und sahen schnell, dass sie mit ihren schnellen Kombinationen den deutschen Abwehrverbund knacken konnten. Dadurch wurde Keeper Jens Lehmann ein ums andere Mal zu großartigen Paraden gezwungen. Bis zum Endspiel legte der 38-Jährige 22 Rettungstaten hin, zu denen noch einige gegen die Iberer hinzukamen. Auf der anderen Seite boten sich kaum Chancen für Löws Mannen ihre eigenen Stärken auszuspielen. Am Ende behielt die Mannschaft von Luis Aragones im dritten Spiel bei dieser EM eine weiße Weste, zweimal davon stand die Null sogar in den K.O.-Spielen. Deutschland gelang dies nur in der Vorrunde gegen Polen und Österreich.
Spanein holt damit den zweiten großen Titel nach der Europameisterschaft 1964. Für Deutschland bleibt zu hoffen, dass sich die Serie mit Platz drei bei der WM 2006 und jetzt dem Vize-Titel in zwei Jahren so fortsetzt, denn das würde den Titel bedeuten.
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