Schon früh haben wir uns auf den Weg nach Basel gemacht, um die Europameisterschaft noch einmal hautnah zu erleben. Wohltuend, wie die türkische und die deutsche Boulevardpresse sich darum bemüht hat, dass ein Fußballspiel auch ein solches bleibt. Eine ganzseitige Anzeige "Am Ende siegt die Freundschaft" - es scheint sich tatsächlich etwas im Verhältnis zwischen Deutschland und der Türkei verändert zu haben. Doch es gibt immer jemanden, der es schafft, zu überziehen.
Nun waren es die Öffentlich-Rechtlichen, die dem echten Fußballfan suggerieren wollten, dass man sich, egal, wie das Spiel ausgeht, doch auch mit der anderen Mannschaft freuen könne. Zum Beweis wurden Schüler einer deutsch-türkischen Klasse interviewt, die wie einstudiert versicherten, "wenn Deutschland verliert, dann jubele ich für die Türkei. Oder eben umgekehrt". Zum weiteren Beweis noch eine Liveschaltung in einen türkischen Ferienklub, wo Kellner und Gäste glaubhaft versicherten: "Wir halten zu beiden Mannschaften!"
Mit Verlaub, aber amüsiert stelle ich mir vor, wie ein BVB-Fan nach einer Niederlage gegen S04 vor die Kamera tritt und treuherzig versichert, nun Schalke die Daumen drücken zu wollen. Welch ein Unfug! Dabei schafften es in Basel Türken und Deutsche gemeinsam zu feiern, um nach dem Schlusspfiff dann doch jeder für sich zu jubeln oder zu trauern. Dass alles so friedlich abging zeigt, dass der völkerverständigende Gedanke auch bei der Europameisterschaft und dem Treffen Deutschland gegen Türkei lebt. Und die paar Idioten, die in Dresden Scheiben eingeworfen haben, tummeln sich ja mittlerweile bei jedem Regionalligaspiel.