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Helmut Spahn: Sicherheitsbeauftragter des DFB, zur Lage bei der EM
"In der Fanszene hat schon ein Umdenkungsprozess stattgefunden"

Helmut Spahn: Sicherheitsbeauftragter des DFB, zur Lage bei der EM
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Helmut Spahn ist in der Schweiz und Österreich ständig vor Ort.

Der hauptamtliche Sicherheitsbeauftragte des Deutschen Fußball-Bundes und Leiter der Abteilung Prävention und Sicherheit zieht im Interview Bilanz über das bisherige Verhalten deutscher und internationaler Fans. Deutschland hat bislang in Klagenfurt, Wien und Basel gespielt. Wie fällt die Bilanz des Sicherheitsexperten des DFB aus? Durchweg positiv! Die Zusammenarbeit vor Ort war mit allen Beteiligten sehr gut. Unsere Maßnahmen im Vorfeld der Euro, insbesondere in präventiven Bereich, tragen nunmehr Früchte. Insgesamt hatten wir in den Stadien und in deren unmittelbarem Umfeld keinerlei Probleme.

Vor der Partie gegen Polen fielen Deutsche mit Naziparolen auf. Ist so etwas nicht zu verhindern? Wenn sich mehrere tausend Menschen im Stadtgebiet aufhalten ist es leider nicht gänzlich auszuschließen, dass solche unschönen Vorkommnisse geschehen. Man sollte aber bedenken, dass dies der einzige Vorfall war und nur eine handvoll Personen beteiligt waren. 99,9 Prozent der Fans haben sich vorbildlich verhalten. Bei der Überprüfung einer Sicherheitsfirma in Klagenfurt sind mehr als Dutzend Deutsche ermittelt worden, die Fußball-Gewalttäter sein sollen. Können Sie etwas zu diesem Fall sagen? Mir wurde der Sachverhalt von der UEFA zugetragen. Unsere Stellungnahme war eindeutig, nämlich dass diese Leute nach Hause geschickt werden, was dann wohl auch geschehen ist. Grundsätzlich haben wir auf die Rekrutierung dieses Personal aber keinen Einfluss.

Beschreiben Sie bitte Ihren Tagesablauf! Mein Tag beginnt immer mit einem internen Meeting um 9 Uhr. In der Folge stehen dann Besprechungen mit den jeweiligen Verantwortlichen im Spielort an. Weiterhin gilt es alle erforderlichen Informationen zu sammeln, um ein aussagekräftiges Lagebild erstellen zu können. Hierzu wird mit der deutschen Polizeidelegation, den örtlichen staatlichen Sicherheitsverantwortlichen ein tägliches Jour Fixe durchgeführt. Weiterhin haben wir ständigen und unmittelbaren Kontakt mit den Streetworkern der KOS, die mit zwölf Personen und der mobilen Fanbotschaft vor Ort sind. Diese Maßnahme wird im Übrigen zu fast 100% vom DFB finanziert. Wie sieht die unmittelbare Vorbereitung auf ein Spiel aus? Einen Tag vor dem Spiel findet im Stadion eine Sicherheitsbesprechung statt, an der alle Sicherheitsverantwortlichen teilnehmen. Am Spieltag ist um 10 Uhr das so genannte Match Coordination Meeting. Unmittelbar vor Stadionöffnung befinde ich mich im Stadion. Darüber hinaus bin ich der offizielle DFB-Vertreter in der „Liaison Group“ für Krisenfälle.

Mit wie vielen Leuten sind Sie vor Ort? Aus dem Bereich Prävention und Sicherheit sind es insgesamt drei, wobei wir eng mit der Organisationsabteilung des DFB, die mit fünf Personen vor Ort ist, zusammenarbeiten. Haben Sie während der Spiele einen Blick für taktische Feinheiten? Ja sicherlich! Wenn alles vorbereitet ist, läuft, so wie bisher, das Spiel recht unproblematisch ab. Was tut der DFB um Ausschreitungen in den Fanzonen in der Heimat zu verhindern?

Hierbei handelt es sich um keine Veranstaltungen des DFB oder seiner Verbände. Jeder Veranstalter ist im Rahmen seiner Zuständigkeiten für einen reibungslosen Ablauf verantwortlich. Unsere langfristigen präventiven Maßnahem zeigen aber sicherlich auch hier eine positive Wirkung.

Wie sehen Sie die internationale Fanszene bei der WM? Im Großen und Ganzen sehr positiv. Wobei durchaus festgestellt werden kann, dass die deutschen Fans eine durchgängig positive Stimmung erzeugt haben. Hierfür auch an dieser Stelle ein besonderes Dankeschön. Die Polizei fährt bei diesem Turnier unterschiedliche Taktiken. Begrüßen Sie das? Die Taktik ist in den beiden Ländern unterschiedlich. In Klagenfurt zum Bespiel, war sehr viel Polizei wahrnehmbar in Basel durchaus weniger. Beide Ansätze haben zum Erfolg geführt.

Vor zehn Jahren wurde der französische Polizist Daniel Nivel bei der WM in Frankreich von deutschen Hooligans schwer verletzt. Wäre so etwas in der Gegenwart wieder möglich? Gänzlich auszuschließen ist so etwas leider nie. Ich glaube aber, dass in den letzten Jahren ein positiver Umdenkungsprozess in Fanszene stattgefunden hat, den wir versuchen weiter intensiv zu fördern, so dass die Wahrscheinlichkeit eines solchen tragischen Ereignisses hoffentlich zunehmend geringer wird.

Können Sie aktuell noch Erfahrungen bei der WM 2006 im eigenen Land nutzen oder an die Organisatoren weitergeben? Ja. Dies war eine unschätzbare Erfahrung.

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