Geht man davon aus, dass eine hochklassige Begegnung durch hohen Einsatz, große Laufbereitschaft und schnelle Sprints geprägt ist, so erfüllte die Partie diese Erwartungen nicht. Da es aber immerhin um den Finaleinzug der Europameisterschaft ging, blieb es - unterstützt vom krimireifen Spielverlauf - dennoch bis zum Schlusspfiff packend.
Die längste Laufdistanz legte im deutschen Team wieder einmal Michael Ballack zurück, obwohl er an seine Top-Leistung gegen Portugal nicht anknüpfen konnte. Knapp über elf Kilometer war der Kapitän unterwegs und setzte sich damit haarscharf gegen seinen ehemaligen Bayern-Teamkollegen Bastian Schweinsteiger durch. Letzterer zeigte erneut eindrucksvoll, wie die Wege erfolgreich genutzt werden können, als er beim 1:1-Ausgleichstreffer über den halben Platz lief, um Podolskis Hereingabe zu verwerten. Allerdings: Rechnet man Simon Rolfes Zahlen bis zur Verletzung kurz vor der Pause hoch (5.632 m), so hätte er diesmal wohl das Rennen gemacht.
Übertroffen wurde Ballacks Wert trotzdem, nämlich von einem Türken. Hamit Altintop, gebürtiger Gelsenkirchener und einer der überzeugendsten EM-Teilnehmer, kam auf offensiverer Position als bisher im Turnier auf 11.439 Meter. Insgesamt ergab sich ein leichter läuferischer Vorteil für die Deutschen. Die zusätzlichen Strapazen durch Verlängerung und Elfmeterschießen sowie ein fehlender Ruhetag im Vergleich zur Löw-Elf waren den Türken aber nicht anzumerken. So setzte Mittelfeldspieler Mehmet Topal mit einer maximalen Antrittsgeschwindigkeit von 31 km/h die Bestmarke.
Ein interessantes Laufduell lieferten sich auch die Trainer an den Seitenlinien. Von Fatih Terim auf türkischer Seite war man das wilde Aufspringen und Gestikulieren gewohnt, doch Joachim Löw stellte vermutlich einen persönlichen Rekord auf. Allerdings hatte er im Viertelfinale gegen Portugal in der Baseler "Skybox" ja auch genügend Zeit zur Regeneration...
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