Doch mehr Zuschauer im Fußball-Mekka Wembley: Trotz großer Kritik und Sorge vor einer weiteren Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus werden ab dem Halbfinale der EM deutlich mehr Fans zugelassen. Die britische Regierung entschied, dass das Wembley-Stadion für die entscheidenden Spiele bis zu 60.000 Zuschauer empfangen darf.
Dies entspricht zwei Drittel der maximalen Auslastung von 90.000 Plätzen. Die Halbfinals finden am 6. und 7. Juli statt, das Finale am 11. Juli. „Die Finalspiele versprechen, ein unvergesslicher Moment in unserem nationalen Bestreben zu werden, die Pandemie zu überwinden“, sagte Kultur- und Sportsekretär Oliver Dowden. Die Kulisse von 60.000 Fans wäre die größte bei einem Sportevent in Großbritannien seit 15 Monaten.
In den Gruppenspielen sind 22.500 Fans zugelassen, für die beiden Achtelfinalspiele am Samstag und kommenden Dienstag werden bis zu 45.000 Zuschauer in den Fußball-Tempel gelassen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO zeigte sich gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP „besorgt“ darüber, dass einige Länder die Corona-Beschränkungen rund um die Spiele der laufenden Fußball-Europameisterschaft gelockert haben. In einigen dieser Länder seien bereits steigende Infektionszahlen zu verzeichnen, sagte Robb Butler, Exekutivdirektor beim WHO-Regionalbüro für Europa.
Auch in Deutschland, Frankreich und Italien stoßen die Pläne der Briten auf Ablehnung, selbst die 22.500 Zuschauer waren dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach bereits zu viel. „Unverantwortlich“ und das „völlig falsche Signal“ seien Spiele vor Fans in England, da dort die Infektionszahlen seit Tagen steigen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, sie sei „skeptisch“, auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Italiens Ministerpräsident Mario Draghi pflichteten ihr bei. „Ich bin dafür, dass das Finale nicht in einem Land stattfindet, in dem das Infektionsrisiko natürlich sehr hoch ist“, sagte Draghi - Italiens Nationalmannschaft aber absolviert am Samstag (21.00 Uhr) gegen Österreich ihr Achtelfinale in London.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) brachte sich bereits mit München als möglichen Austragungsort in Stellung. „München ist für alles bereit. Wir würden uns jederzeit freuen, noch ein Spiel zu nehmen“, sagte er und erhielt Zuspruch von Dagmar Freitag, der Vorsitzenden des Sportausschusses im Bundestag, und CDU-Europapolitiker Peter Liese.
Der Schritt der britischen Regierung ist als Zugeständnis der Regierung in Richtung der UEFA zu interpretieren. Bereits früher am Dienstag hatte Premierminister Boris Johnson mitteilen lassen, dass das Land sich auf „fantastische“ Finalspiele bei der EURO in London freue.
Zuletzt hatte die Tageszeitung Times spekuliert, England könnte die Entscheidungsspiele verlieren. Die UEFA möchte wohl Ausnahmeregelungen für VIP-Gäste erwirken, die von den strengen Corona-Maßnahmen auf der Insel ausgenommen werden sollen. Andernfalls würden die Spiele womöglich verlegt, Budapest sei laut Times eine Alternative.