Der leidenschaftlich stürmende Europameister von 1992 besiegte Russland mit 4:1 (1:0). Weil zeitgleich Belgien 2:0 gegen Finnland gewann, kletterten die Skandinavier dadurch sogar noch auf Rang zwei in der Gruppe B. Russland ist ausgeschieden.
Kasper Damsgaard brachte mit seinem Treffer (38.) nach zähem Beginn den Parken in Kopenhagen, wo 25.000 Fans zugelassen waren, erstmals zum Beben. Yussuf Poulsen sorgte nach einem fürchterlichen Missverständnis in der russischen Abwehr für den zweiten Jubelorkan (59.). Den Stimmungsdämpfer durch einen umstrittenen Foulelfmeter von Artjom Dsjuba (70.) machten die Kunde von den Toren der Belgier und die Treffer von Andreas Christensen (79.) und Joakim Mähle (82.) wett.
Eriksen war nicht im Stadion, aber doch allgegenwärtig. Wieder wurde das überdimensonale Trikot mit seiner „10“ auf den Rasen getragen wie beim zweiten Gruppenspiel im Parken gegen Belgien (1:2). Wieder sangen die Zuschauer vor dem Einlauf der Mannschaften voller Inbrunst „You“ll never walk alone„. Wieder gab es also Gänsehaut-Momente, wenn auch nicht so extrem wie wenige Tage zuvor.
Russland war in der bequemen Lage, in Ruhe abwarten zu können und auf Konter zu lauern. Tatsächlich fehlte nicht viel, und die Gäste wären in Führung gegangen. Alexander Golowin setzte nach einem Ballverlust der Dänen zu einem Solo an, schlug jedoch einen Haken zu viel, brachte sich dadurch in eine viel schlechtere Position und scheiterte mit seinem Schuss an Torhüter Kasper Schmeichel (17.). Überfälle dieser Art waren keine Seltenheit.
Defensiv standen die Russen ausgesprochen sicher, die Dänen kamen kaum zu vielversprechenden Kombinationen im Spielaufbau. Trainer Kasper Hjulmand reagierte deshalb nach gut 20 Minuten: Er stellte um von einer Vierer- auf eine Dreier-Abwehr und schob Andreas Christensen vor ins Mittelfeld, um dort Überzahl zu schaffen. Beste Chance war ein Fernschuss von Pierre Emile Höjbjerg (28.).
Nach einer halben Stunde war mehr als offensichtlich, wie sehr Eriksen, der das Spiel nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus in seinem Haus in Odense verfolgte, seiner Mannschaft mit seinen Ideen fehlte. Da kam der Geistesblitz von Damgaard gerade recht: Angespielt von Höjbjerg löste er sich geschickt von seinem Gegenspieler und traf aus 17 Metern in den Winkel.
Der Treffer, erzielt mit dem ersten Schuss auf das Tor von Matwei Safonow, lag keineswegs in der Luft, doch er stellte alles auf den Kopf. Nun mussten die Russen ihre abwartende Haltung aufgeben und selbst aktiv werden. Sie taten sich dabei ebenso schwer, wie zuvor die Dänen - die nun ihrerseits abwarteten und auf Konter lauerten. Die frei gewordenen Räume nutzen sie entschlossen und angetrieben von ihren zunehmend beseelten Fans aus. sid