Mit zehn Zählern liegt der WM-Dritte vor dem Duell im Stadion von Sparta Prag punktgleich aber mit der besseren Tordifferenz vor den Tschechen an der Tabellenspitze. Im Hinblick auf die Teilnahme an der EM-Endrunde in Österreich und der Schweiz im Sommer 2008 will Bundestrainer Joachim Löw mit einem Sieg für eine Vorentscheidung in der Gruppe D sorgen. "Wir fahren wegen der Personalsituation nicht nachdenklich oder pessimistisch nach Prag. Wir sind von unserer Stärke überzeugt, weil wir bei und auch nach der WM sehr gute Spiele gemacht haben", sagte Löw bei der Ankunft der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in einem Frankfurter Nobelhotel, in dem am Dienstag überraschend auch TV-Star Mario Adorf abstieg: "Ich wusste gar nicht, dass die Mannschaft hier ist. Aber ich drücke ihr natürlich für das Spiel die Daumen."
Gleich nach dem Eintreffen versammelte Löw die Nationalspieler zu einer Sitzung, um den Wochenplan abzustecken und das Team auf die Stärken und Schwächen der Tschechen einzuschwören. Offenbar haben die Profis aber längst verinnerlicht, dass sie es erstmals seit der WM wieder mit einem richtig schweren Brocken zu tun bekommen. "Tschechien ist der schwerste Gegner und der größte Konkurrent in unserer Gruppe, deshalb müssen wir dort unbedingt versuchen, zu gewinnen", sagte der Schalker Kevin Kuranyi, der nach dem Ausfall des gesperrten Miroslav Klose im Angriff voraussichtlich an der Seite von Podolski beginnen wird. Trotz der Nominierung der drei Nationalmannschafts-Neulinge Gonzalo Castro, Stefan Kießling und Roberto Hilbert wird es bei der Startaufstellung gegen die Tschechen wohl keine Überraschungen geben.
Marcell Jansen rückt für den verletzten Arne Friedrich in die Vierer-Abwehrkette, Bernd Schneider wird nach seinem Ausfall beim 3:1 gegen die Schweiz Anfang Februar in Düsseldorf wieder ins Mittelfeld zurückkehren. Löw ist zudem überzeugt, dass auch Abwehrchef Christoph Metzelder trotz der schmerzhaften Prellung seiner Augenhöhle am Samstag auflaufen kann. "Ich gehe davon aus, dass Christoph Metzelder am Samstag spielen kann. Ich muss aber erst noch mit den Ärzten sprechen, ob und wie er trainieren kann. Er wird sicher noch keine Zweikämpfe oder Kopfbälle machen können", erklärte Löw. Der ersten Einheit der Nationalmannschaft am Dienstagnachmittag blieb der Dortmunder noch fern und absolvierte im Hotel eine Regenerationseinheit. Im Laufe der Woche soll Metzelder dann wieder voll einsteigen, um an der Seite von Per Mertesacker wie bei der WM ein Bollwerk gegen die tschechischen Angreifer um den ehemaligen Dortmunder Bundesligaprofi Jan Koller zu bilden. Während die Stammspieler mit Gelassenheit und großem Optimismus die Tage vor dem Highlight in der EM-Qualifikation angehen, mussten sich die drei Neulinge Castro, Kießling und Hilbert am Dienstag noch an das ungewohnte Umfeld im Kreise der DFB-Auswahl gewöhnen. "Das ist hier natürlich schon vom Niveau her etwas ganz anderes als bei der U21. Hauptsache ist, dass ich dabei bin", sagte der Leverkusener Castro. Sein Teamkollege Kießling meinte: "Als ich aufgestanden bin, war ich wirklich nervös. Aber ich freue mich sehr und werde alles auf mich zukommen lassen." Den Leistungstest mussten die Nationalspieler am Dienstag nicht absolvieren. Vielmehr legte Löw, der als Bundestrainer bei sechs Siegen in sieben Spielen noch immer unegschlagen ist, in der ersten Einheit auf der kleinen Kampfbahn neben der Frankfurter WM-Arena wert auf "taktische Elemente", um gegen die spielstarken Tschechen zu bestehen.