Eine weiße Wand türmte sich auf. So dicht und unerbittlich fiel der Regen vor den Scheinwerfern in der Stuttgarter Arena. So viel, dass die Rinnen in einer Stadionecke kapitulierten und das Wasser in dicken Sturzbächen hinabrauschte. Es war auf morastigem Rasen ein Fußballspiel, gemacht für Kampf. Ein Spiel, in dem es um den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals ging. Am Ende, als die Spieler von Borussia Dortmund in ihren durchnässten, braungegrätschten Trikots auf dem Rasen standen, da hatten sie es geschafft. Kämpferisch, spielerisch. Mit 3:1 (2:1) bezwang die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel den Kontrahenten auf dem Weg zum Finale in Berlin.
Tuchel hatte eine zumindest ungewöhnliche Aufstellung gewählt, in die es alle vier potenziellen Außenverteidiger schafften: Vor Lukasz Piszczek und Marcel Schmelzer tauchten Matthias Ginter und Erik Durm auf. Letzterer als Teil eines Drei-Mann-Sturms mit Marco Reus in der Zentrale und Pierre-Emerick auf der rechten Seite. Diese Offensive zeitigte schnell erste Erfolge.
Keine fünf Minuten waren vergangen, als Aubameyangs Hereingabe über Umwege zu Reus gelangte - und dieser den Ball aus spitzem Winkel über den alten Bekannten und heutigen VfB-Keeper Mitch Langerak ins Tor schoss. Ein Tor mit persönlicher Widmung: Zum Jubeln eilte der Nationalspieler zur Dortmunder Bank, wo ihn Moritz Leitner, der frühere Stuttgarter, bereits erwartete.
Der BVB gab die Führung allerdings wieder aus der Hand. Ein Kopfball von Christian Gentner, den Roman Bürki nach einer Ecke parierte, kündete von der drohenden Stuttgarter Gefahr (10.). Im Anschluss an eine weitere schwäbische Ecke gelangte der Ball zu Lukas Rupp, der aus 17 Metern traf. Dortmunder Pech: Henrikh Mkhitaryan fälschte den Ball unhaltbar ab (21.). Doch nur acht Minuten später trat wieder Reus in Erscheinung: Wie magnetisiert gelangte sein Zuspiel in den Fuß von Aubameyang, der den Ball kurz mitnahm und trocken ins Tor setzte. Ein hochklassiges Tor. Und wichtig.
Denn der VfB kam und wollte den Ausgleich. Das eröffnete der Borussia Möglichkeiten. Die besten vergaben Aubameyang, der an Langerak scheiterte (60.), Reus, dessen Versuch aus kurzer Distanz ebenso abgeblockt wurde (67.) wie der Kopfball von Henrikh Mkhitaryan (75.).
So taumelten beide Mannschaften in die finale Phase, die Rollen, die im kleinen Drama Pokal immer einen Verlierer vorsehen, längst noch nicht klar verteilt. Leidenschaftlich stemmten sich die Dortmunder gegen den drohenden Ausgleich, leidenschaftlich kämpften die Stuttgarter um ihre Chance. Die beste hatte Filip Kostic, dessen Schuss nach 77 Minuten nur hauchdünn über die Latte strich. Dortmund zitterte, Stuttgart hatte Glück. 60 Sekunden vor dem Ende dann die Entscheidung. Bei einem Konter lief Aubameyang von der Mittellinie aus allein auf das Stuttgarter Tor zu, bediente den mitgelaufenen Mkhitaryan - und die schwarz-gelbe Seligkeit war für diesen Abend vollkommen. Der Traum von Berlin hält an.