Es war der sichtbare Beweis, dass dieses 3:0 (1:0) im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen 1860 München kein alltägliches Ergebnis war.
Es war der Abend, an dem der VfL Bochum ein kleines Stück blau-weißer Fußballgeschichte schrieb. Ein Team, das vor vier Wochen beinahe hilflos in Richtung 3. Liga taumelte, durchlebte im Dezember eine Auferstehung und krönte diese Entwicklung mit einem Kantersieg zum Jahresabschluss. Dieser in der Höhe nicht zu erwartende Erfolg hat mehrere Gründe. Zum einen erwies sich die Umstellung auf eine Doppel-Sechs als die heilbringende Maßnahme. So gut funktionierte es im Mittelfeld, dass sogar der Ausfall der beiden Leistungsträger Christoph Kramer und Yusuke Tasaka nicht weiter ins Gewicht fiel. Aber auch Guillermo Vallori war einer der Väter des Erfolges. Der Münchner leistete sich nach 26 Minuten eine denkbar unnötige Notbremse an Alexander Iashvili, der noch weit vom Kasten entfernt war. „Der Schiedsrichter wollte die Gelbe Karte zeigen, aber sein Assistent hat ihn überstimmt“, ärgerte sich 1860-Trainer Alexander Schmidt.
Die Hausherren nutzten ihre Überzahl, trafen rasch nach dem Platzverweis in Person von Zlatko Dedic zum 1:0 (30.). Doch nach und nach überließen sie den Gästen das Feld, so dass eine Vorentscheidung in weiter Ferne blieb. Es sollte Maltritz vorbehalten sein, mit einem Kopfball-Doppelpack, jeweils nach Ecken von Marc Rzatkowski, alles klar zu machen (75.78.). „Wir haben in vielen Phasen des Spiels gar nicht gemerkt, dass wir ein Mann mehr auf dem Platz waren. Aber man sieht, dass die Mannschaft klare Ansagen umsetzt“, bemerkte Karsten Neitzel nach dem Einzug ins Viertelfinale.
Einen für ihn persönlich womöglich noch größeren Erfolg hatte Neitzel bereits am Abend zuvor erzielt. Denn dort sprachen Vorstand und Aufsichtsrat ihm und seinem Co-Trainer Thomas Reis, die bis dato nach der Beurlaubung von Andreas Bergmann nur interimsweise gewirkt hatten, das Vertrauen aus. Somit erhält das Duo bis Saisonende eine Jobgarantie. „Sie haben die Truppe in einer sehr schwierigen Situation übernommen. Trotz einiger Rückschläge haben sie unser Spiel schnell stabilisiert. Die Tendenz zeigt nach oben“, begründete Sportvorstand Jens Todt die Entscheidung.
Worte, die Neitzel nur zu gerne vernahm. Schließlich erhält er nach 13 Jahren als Co-Trainer endlich das Vertrauen, eine Profimannschaft eigenverantwortlich zu führen. Für Neitzel ist das vermutlich bereits das schönste Weihnachtsgeschenk. Für den VfL ist es derweil die Chance, nach den bewegten letzten Monaten endlich wieder ein wenig von der Kontinuität reinzubekommen, für die man einst bekannt war.