Toni Kroos suchte vor dem großen Showdown Ablenkung bei Taylor Swift, Marco Reus richtete auch an seinem Geburtstag die volle Konzentration auf seine finale Chance: Vor ihrem letzten großen Auftritt als Klubfußballer haben die Vereinslegenden von Real Madrid und Borussia Dortmund eine höchst unterschiedliche Vorbereitung gewählt, das Ziel ist jedoch das gleiche - zum Abschied soll der Henkelpott her.
Vor allem für Reus wird das Endspiel der Champions League am Samstag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) die große Chance, doch noch einen ganz großen Titel zu holen. Kroos hat davon schon mehr als genug: Zum Abschiedsfoto des deutschen Allesgewinner ließ Real alle 22 Pokale auf den Rasen stellen. Kroos war auf dem Wimmelbild kaum zu finden.
Gut für Reus: Wenn einen Tag nach seinem 35. Geburtstag in Wembley der Anpfiff ertönt, sind alle Titel der Vergangenheit egal - nur einer der beiden Topkicker kann seinen Abschied vergolden. Vielleicht meint es das Schicksal ja diesmal gut mit Reus, der oft am falschen Ort war oder, wie beim WM-Triumph 2014, verletzt fehlte.
Ob Kroos (34) ihm nicht diesen einen, letzten Triumph lassen könnte, wurde Reus vor dem Finale bei DAZN gefragt. Die Antwort: „Er wird jetzt nicht sagen, okay, ich schenke ihn dir, sondern der Junge will auch vernünftig abtreten, kann er auch.“ Und auch Kroos, der am Mittwoch zur Ablenkung noch ein Konzert von Popstar Taylor Swift in Madrid besuchte, machte klar: „Ich habe das riesengroße Ziel, in Wembley das Ding zu holen.“
Kroos und Reus verbindet eine eher kurze Geschichte. Erstmals gemeinsam auf dem Platz standen sie am 19. Dezember 2009. Der Ausgang: typisch. Kroos schoss Bayer Leverkusen mit einem Doppelpack gegen Borussia Mönchengladbach zur Herbstmeisterschaft. Und auch beim größten gemeinsamen Moment war Kroos der Held: Bei der WM 2018 tippte Reus im Gruppenspiel gegen Schweden den Ball an, Kroos zirkelte den Freistoß zum späten Siegtreffer in den Winkel.
Kroos sei „einer der größten Spieler, wenn nicht der größte Spieler in der deutschen Fußballgeschichte“, sagt Reus: „Persönlichkeit und Titel: Der Junge hat eine Riesenkarriere hingelegt, und ja, trotzdem hoffen wir, dass er am Samstag einen nicht allzu guten Tag hat.“
Schlechte Tage hatte Kroos in Madrid allerdings selten. Seit zehn Jahren spielt er für Real, nun könnte er schon zum sechsten Mal den Henkelpott holen - eine Zahl, die bislang nur der große Paco Gento zwischen 1956 und 1966 ebenfalls für Real erreicht hat.
Beim Champions-League-Finale 2013, ebenfalls in Wembley, wären Kroos und Reus sich um ein Haar schon einmal auf dem Rasen begegnet. Kroos fehlte beim Sieg seiner Bayern gegen den BVB jedoch verletzt. Dieser Titel habe daher „einen Beigeschmack“, gab Kroos später zu. Eine Rechnung hat er also noch offen.
Und nach dem Finale? Reus hat noch nicht verkündet, wie es für ihn weitergeht. Kroos dagegen hört ganz auf - allerdings erst nach der Heim-EM. Dort kann er seiner umfangreichen Sammlung einen letzten Pokal hinzufügen. Reus dagegen wird zuschauen. Wieder einmal.