Am Montagmorgen startete die Chartermaschine mit Profis, Trainern und Betreuern vom Hamburger SV Richtung Pamplona. Aber wohin die Reise der Hanseaten wirklich geht, weiß man erst heute Nacht nach dem entscheidenden Rückspiel (20.45 Uhr/live in der ARD) um den Einzug in die Champions League bei CA Osasuna: Höhenflug in die "Königsklasse" oder Absturz in die Krise, neu entfachte Euphorie durch den Einzug in die lukrative Beletage des europäischen Fußballs oder tiefen Frust gleich zu Beginn der neuen Saison?
Hanseaten erwartet Hexenkessel
Es geht für die Hanseaten im engen, nur 19.800 Zuschauer fassenden Hexenkessel des Stadions Reyno de Navarra um mehr, als nur den zweiten Einzug in die "Königsklasse" nach 2000, um mehr als die acht Millionen Euro Einnahme, die mit dem Erreichen der Gruppenphase bereits sicher verbucht werden könnten. Das unglückliche 0:0 aus dem Hinspiel nach zahlreichen vergebenen Torgelegenheiten ist dabei eine schwere Hypothek. "Diese Partie ist für uns extrem wichtig", erklärt deshalb HSV-Chef Bernd Hoffmann.
Der missglückte Start in die Bundesliga und die Turbulenzen um den Verkauf von Khalid Boulahrouz für geschätzte 13 Millionen Euro zum englischen Meister FC Chelsea haben ihre Spuren hinterlassen. Ein Scheitern in der Champions-League-Qualifikation als dritte deutsche Mannschaft nach 1860 München (2000) und Borussia Dortmund (2003) hätte da vor allem psychologisch schwerwiegende Folgen. Andernfalls würde ein Erfolg mit einem Schlag die Unruhe der letzten Tage vergessen machen.
Doll: "Die Jungs sind heiß"
Trainer Thomas Doll versucht deshalb nach bewährtem Muster alles, um sein Team stark zu reden. Boulahrouz ist Vergangenheit, das enttäuschende 2:2 von Cottbus wird verdrängt, auch wenn dort bereits die HSV-Spieler in der einen oder anderen Szene nervlich nicht auf der Höhe und verunsichert wirkten. "Wir werden in Pamplona eine ganz andere Mannschaft sehen", kündigte Doll an, "die Jungs sind heiß auf die Chance, sich in der absoluten europäischen Elite zu präsentieren. Sie werden sich zerreißen."
Osasuna wäre der ideale Ort uns zu befreien, erklärt auch Torwart Sascha Kirschstein. Mittelfeldspieler David Jarolim meinte: "Wir wollen und müssen weiterkommen. Das wird uns einen Schub und viel Selbstvertrauen geben." Und Bastian Reinhardt weiß: "Wir haben zwar die eine oder andere Baustelle, aber wir müssen jetzt langsam mal ins Rollen kommen."
Bei dem Versuch, gegen den extrem heimstarken Vorjahres-Vierten der Primera Division zu bestehen, fehlt allerdings Außenverteidiger Thimothee Atouba, der seine Leistenprobleme nicht rechtzeitig ausheilen konnte. Ob Innenverteidiger Vincent Kompany (Adduktorenzerrung) auflaufen kann, entscheidet sich erst im letzten Moment, der Belgier trat die Reise ins Baskenland mit an. "Wenn er keine Probleme hat, ist er auf jeden Fall dabei", kündigte Doll an.
Osasuna strotzt vor Selbstvertrauen
Vor allem wird es darauf ankommen, dass seine Spieler in der hitzigen Atmosphäre kühlen Kopf behalten und den Kampf annehmen. In Cottbus gelang das bei vergleichbaren Bedingungen nicht.
Osasuna und seine Anhänger jedenfalls strotzen vor Optimismus. 76,3 Prozent der Fans waren in einer Internet-Umfrage von einem Weiterkommen ihres Teams und damit dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte überzeugt. Trainer Jose Ziganda, der seine Mannschaft während der ganzen Woche hinter verschlossenen Türen trainieren ließ und keine personellen Probleme hat, weiß: "Wir sind inzwischen in der Vorbereitung zwei Wochen weiter als im Hinspiel. Dies wird eine vollkommen andere Partie."