José Mourinho war mal wieder voll in seinem Element: Eigentlich wollte der Journalist in der Pressekonferenz von Real Madrid vor dem Halbfinal-Hinspiel bei Borussia Dortmund am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF und Sky) vom Trainer der Königlichen nur wissen, wer am Mittwoch im Tor stehen wird - Mourinho nannte ihm gleich die ganze Elf. Die Botschaft war klar: Seht her, wir sind das große Real, und wir haben alles im Griff.
"Das ist normalerweise in Buch mit sieben Siegeln", sagte der Portugiese, der mit der Bekanntgabe der ersten Elf sein Vertrauen ins Team um die Nationalspieler Mesut Özil und Sami Khedira unterstreichen wollte. "Ich hoffe, dass meine Mannschaft, die ich sehr schätze, morgen und am kommenden Dienstag tollen Fußball zeigt. Sie haben es verdient, diesen Wettbewerb zu gewinnen", sagte Mourinho im überfüllten Presseraum im Dortmunder Stadion und blickte genau wie Mesut Özil neben ihm eher gelangweilt drein.
"Die ganze Welt schaut zu"
Zumindest die Worte des deutschen Mittelfeldstars deuteten auf Vorfreude hin: "Ich freue mich auf das Duell gegen meine Nationalmannschaftskollegen. Das ist ein Halbfinale, und die ganze Welt schaut zu. Ich bin die dritte Saison in Madrid und stehe zum dritten Mal im Halbfinale. Jetzt möchte ich endlich mal ins Endspiel kommen." Auch die Nachricht vom bevorstehenden Sensationstransfer von Mario Götze zu Bayern München nahm "The Special One" Mourinho achselzuckend zur Kenntnis. Er kenne Götze und die Mentalität der BVB-Fans nicht, deshalb wisse er nicht, ob die Nachricht positive oder negative Konsequenzen habe - "und deshalb möchte ich mich dazu nicht äußern."
Was Mourinho auf jeden Fall erwartet, ist ein Offensivspektakel. "Ich kenne Jürgen Klopp nicht gut, aber ich schätze ihn als Trainer und Mensch sehr. Er wirkt sehr authentisch. Wenn er sagt, dass er sich auf seine Mannschaft konzentriert, erwarte ich ein offensives Spiel", sagte der portugiesische Star-Coach.
Kurz vor dem Abflug nach Dortmund hatte Özil am Dienstagvormittag der ganzen Welt gezeigt, wovon er vor dem Hinspiel träumt. Der gebürtige Gelsenkirchener postete auf seiner Facebook-Seite ein Foto von sich, einem großen Pokal und Real-Ikone Zinedine Zidane. Den Schlachtruf "Vorwärts Madrid" hätte er gar nicht hinzufügen müssen, um zu verdeutlichen, dass er nur eines im Sinn hat: Elf Jahre, nachdem Zidane und Co. im Endspiel gegen Bayer Leverkusen den bisher letzten Titel in der Königsklasse für die Königlichen holten, soll endlich die "Décima" her.
Wie der gesamte Klub sehnen sich Özil, der auf dem Foto mit Zidane "nur" den spanischen Pokal präsentieren konnte, und sein deutscher Teamkollege Sami Khedira nach dem zehnten Gewinn der europäischen Fußball-Krone. Daraus machen beide Legionäre keinen Hehl. "Als ich nach Madrid kam, sprach hier alles über die 'Décima'. Da ich noch kein Spanisch sprach, wusste ich nicht, worüber sie sprachen. Ich brauchte eine Weile, um es zu verstehen, aber in Madrid bedeutet die 'Décima' alles", sagte Khedira, der mit seinen Mitspielern bei der Ankunft am Flughafen und im Hotel von knapp 50 Fans gefeiert wurde.
Steht Mourinho auf verlorenem Posten?
In den vergangenen beiden Jahren war in der Vorschlussrunde Endstation für das Starensemble um den alles überragenden Cristiano Ronaldo. Der FC Barcelona und Bayern München standen dem spanischen Rekordmeister, der einen Markenwert von 2,53 Milliarden Euro hat, im Weg. Ein erneutes Aus kurz vor dem Finaleinzug möchte Özil nicht noch einmal erleben.
Für Mourinho könnte der Trip nach Dortmund eine der letzten Auslandsreisen als Real-Trainer sein. Laut eines Berichts der spanischen Zeitung El Pais fordern 15 Profis die Ablösung Mourinhos, der in den vergangenen Wochen unter anderem mit seinem Ex-Klub FC Chelsea und Paris St. Germain in Verbindung gebracht wurde. Eine Entscheidung soll nach Angaben des Trainers, der bisher einmal die Meisterschaft und einem den Pokal mit dem Hauptstadtklub gewonnen hat, aber erst nach Saisonende fallen.