Im ersten Reflex kann man sich natürlich aufregen, dass die Fans von Borussia Dortmund den Gegner plakativ als eine „Schande der Liga“ darstellten. Aber ganz ehrlich: So viel Meinungsfreiheit muss Leipzig aushalten können. Der Fanprotest auf den Straßen und im Stadion lief laut dem, was die Polizei berichtet, äußerst friedlich ab. So und nicht anders soll es sein. An einem Klub, der sich einer Tradition deutscher Vereinsführung entzieht, gibt es ja einiges auszusetzen. Mundtote Fans will hoffentlich niemand.
Umgekehrt muss man RB Leipzig nicht erst seit dem Auswärtssieg in Dortmund zugestehen, dass sie dort verdammt gute Arbeit leisten. Das 3:2 war nicht unverdient. Darum war der Fanprotest am Samstagabend ermutigend: Ein Stück Normalität ist im Verhältnis zwischen den Klubs eingetreten. Proteste ja – aber nicht übertrieben und eskalierend. Weder vor noch nach dem Spiel. Gegen Schalke geht es nicht harmloser zu.
Eine Bereicherung für die Liga ist RB Leipzig allemal. Alles deutet in der noch jungen Saison auf einen Dreikampf um die Tabellenspitze hin. Bayern, Leipzig und Dortmund, also Süden, Osten und Westen – vielleicht erleben wir ja tatsächlich eine Spannung im Titelkampf, wie man sie seit Jahren nicht erlebt hat. Heynckes, Hasenhüttl und Bosz – die Strategen auf der Trainerbank und ihre Spielsysteme werden uns diese Saison noch Diskussionsstoff liefern. So macht Fußball Spaß.
RB Leipzig ist das neue Bayern
Deswegen gehört zur Normalität beim Umgang mit Leipzig die Kritik am Gebilde wie die Würdigung, dass der Klub von Ralf Rangnick einmal mehr das Spektakel bietet, das man beim Hamburger SV und bei Hertha, bei Mainz 05 und beim FC Augsburg vermisst. RB Leipzig ist das neue Bayern: Jede Form von Polarisierung bedeutet Emotion. Der Bundesliga kann nichts Besseres passieren.