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Die Bundesliga hat zu wenig Führungspersonal

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Kommentar: Die Bundesliga hat zu wenig Führungspersonal
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Mit 68 Jahren kehrt Heribert Bruchhagen aus dem Ruhestand zum HSV zurück. Das zeigt: Der Markt an Führungspersonal ist zu klein. Ein Kommentar.

Die königsblaue Welt war mal wieder aus den Fugen geraten, damals 1992. Vier Spieltage vor dem Ende der Saison schwor sich der abstiegsbedrohte Bundesligist FC Schalke 04 in einem Kurz-Trainingslager unweit von Gelsenkirchen auf das wichtige Spiel bei Dynamo Dresden ein, als Trainer Aleksandar Ristic doch gefeuert wurde. Und weil der Mann kein Auto dabei hatte, musste er nach Hause gefahren werden. Heribert Bruchhagen, der damalige Manager, übernahm diesen ungewöhnlichen Chauffeurdienst.

Chronisches Chaos beim HSV

Es ist eine Anekdote, die auch heute noch etwas über Bruchhagen erzählt. Nämlich dass er auch vermeintlich unangenehme Aufgaben nicht scheut. Wenn Bruchhagen am Mittwoch das Amt des Vorstandsvorsitzenden beim chronisch chaotischen Hamburger SV von Dietmar Beiersdorfer übernimmt und mit einer kolportierten Jahresgage von 1,8 Millionen Euro zum bestbezahlten Rentner wird, ist das eine nützliche Information.

Die Geschichte von damals belegt aber auch, dass Bruchhagen schon lange im Geschäft ist. Schalke war seine erste Manager-Station im Profibusiness, ein Vierteljahrhundert ist das her. Bruchhagen ist 68 Jahre alt, der Bundesliga kehrte er im Sommer bei Eintracht Frankfurt freiwillig den Rücken, der frühere Bremer Kollege Willi Lemke (70) nennt seinen langjährigen Weggefährten freundschaftlich einen „alten Sack“.

Warum taugt so jemand jetzt zum Hoffnungsträger?

Die Antwort findet sich unter anderem auf dem Markt der Mächtigen, der Macher und Manager. Der ist ausgedünnt. Verlässliches Personal für die Führungsebene hat er derzeit für interessierte Arbeitgeber kaum zu bieten. Und die gibt es.

Seit Montag gehört auch der VfL Wolfsburg dazu. Der bedenklich kriselnde Werksklub entließ seinen Geschäftsführer Sport Klaus Allofs. „Gerade vor dem Hintergrund des akuten Abstiegskampfes galt es, eine Entscheidung für die Zukunft des VfL Wolfsburg zu treffen“, wird Aufsichtsratschef Francisco Javier Garcia Sanz in einer Mitteilung des Vereins zitiert.

Im Mai 2015 war Wolfsburg als frisch gekürter Pokalsieger die zweite Fußball-Macht im Staate. Seitdem geht es stetig bergab mit dem Klub – und Allofs schaffte es nicht, die mannigfaltigen Probleme zu moderieren.

Nachfolger gesucht.

Auch Bruchhagens erste Aufgabe wird sein, einen Sportlichen Leiter zu finden. Wie schwierig das ist, weiß kein Klub besser als der Hamburger SV. Nach dem Abschied des bedingt tauglichen Peter Knäbel im Mai becircte der Klub öffentlichkeitswirksam den beim Zweitligisten VfL Bochumer unter Vertrag stehenden Macher Christian Hochstätter – vergeblich.

Die Gespräche mit Horst Heldt – verliefen ergebnislos.

Eine Verpflichtung Nico-Jan Hoogmas – nicht mehrheitsfähig.

Jens Todt – spielte nur eine Nebenrolle in den Überlegungen.

Probleme, die nicht nur die Sorgenklubs der Liga haben, sondern auch der nationale Vorzeigeverein Bayern München. Uli Hoeneß kehrte, kaum aus dem Gefängnis entlassen, in das Amt des Präsidenten zurück. Seit dem gesundheitlichen Rückzug von Matthias Sammer im Juli fehlt auch dem Meister ein Sportdirektor. Zwei Namen sind glaubhaft im Gespräch: Philipp Lahm und Max Eberl. Der eine müsste nur mal eben seine Profikarriere bei den Bayern beenden, der andere steht noch bei Borussia Mönchengladbach unter Vertrag.

Liebe zum Fußball unterschätzt

In Hamburg sind sie daher umso zufriedener, dass sie Bruchhagen aus dem Ruhestand geholt haben. Er soll den Klub wieder beruhigen und sportlich erfolgreich machen. Glaubhaft hatte der gebürtige Düsseldorfer im Sommer versichert, dass er genug habe, dass er alt genug sei, ohne den Fußball auskommen. Es war keine Lüge, sondern offenbar eine Fehleinschätzung von einem, der seine Liebe zum Spiel unterschätzt hat.

„Wenn der HSV anfragt, dann stellt sich für jeden, der im Bundesliga-Management tätig war, die Frage einer Zu- oder Absage gar nicht. Da ist eine Zusage Pflicht“, sagt Bruchhagen, der zwischen 1992 und 1995 schon für den Verein als Manager arbeitete.

Heute ist der HSV ein anderer. Investor Klaus-Michael Kühne hat große Macht, die Aufsichtsräte blockieren manche Weichenstellung. Heribert Bruchhagen gilt als einer, der sich nicht gern hereinreden lässt. Eine vermeintlich unangenehme Aufgabe wartet da.

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