Die Erfolge der letzten Jahre zwar unumstritten waren, aber der Rumpelfußball, der zum Erfolg führte, in Bochum niemanden zuzumuten war.
Die Intervention, mit Heiko Herrlich einen Newcomer ins Bundesliga-Feuer zu werfen, war mutig, aber letztlich falsch. Mag das sportliche Konzept in der Theorie auf den VfL zugeschnitten gewesen sein, war die Umsetzung ein einziges Desaster. Die Fakten: Der VfL hatte nie eine eingespielte Mannschaft, hatte kein praktikables System und einen Kader, der die meisten Schlagzeilen produzierte, indem er Interna aus der Kabine in der Öffentlichkeit breittrat.
So etwas darf sich nicht wiederholen. Will sich der VfL perspektivisch in den nächsten Jahren wieder als Erstligist sehen, darf es bei der Besetzung der Trainerposition keinen Fehler mehr geben. Es muss ein Volltreffer her – der nächste Schuss muss sitzen.
Was muss der neue Mann mitbringen? Als erstes sicherlich Erfahrung im Umgang mit einer Profimannschaft. Er sollte neutral und unbelastet an die Sache herangehen, er muss unbequem sein und bereit, Verkrustungen zu lösen. Ruhig, besonnen in der täglichen Arbeit, aber auch knallhart, wenn seine Arbeit sabotiert wird. Und er muss mit bescheidenen wirtschaftlichen Mitteln eine junge entwicklungsfähige Mannschaft auf die Beine stellen, die es schafft, die erfolgsentwöhnten Fans von der Castroper Straße wieder hinter sich zu bringen.
Das gilt insbesondere für die Auftritte im eigenen Stadion. Denn der Fan bekommt Schüttelfrost, wenn er folgende Zahlen liest: Von den letzten 34 Bundesliga-Begegnungen im rewirpowerSTADION gewann Bochum gerade nur fünf Partien. Da ist es fast schon ein Wunder, dass man überhaupt noch bis zum letzten Spieltag die Chance hatte, die Liga zu erhalten.
Also gibt es für den neuen Mann – egal, ob Markus Babbel, Franco Foda oder Friedhelm Funkel heißen wird – das heimische Stadion wieder zu einer Festung zu machen. Denn so wie man in Liga eins Heimsiege zum Überleben braucht, so braucht man in Liga zwei Heimerfolge für den direkten Wiederaufstieg.
Kurz: Für seinen Fulltime-Job benötigt der nächste Hoffnungsträger fast schon magische Fähigkeiten. Ihm kann man nur getreu einem chinesischen Schicksalsspruch eines wünschen: Möge die Übung gelingen.