"Die Frage ist, wie lange man die Gläubigerseite noch beruhigen kann", betont Frank Bohmann, der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga. Der HBL-Boss weiter: "Ich glaube nach wie vor, dass es eine Frage von Tagen und nicht von Wochen ist."
Der Spitzenfunktionär regte nach einem Gespräch am vorletzten Mittwoch bekanntlich einen "Runden Tisch" zum TUSEM ein, zu dem sich sowohl die Vereinsverantwortlichen als auch die wichtigsten Sponsoren eintreffen sollten (RS berichtete). Diese Möglichkeit hat TUSEM-Geschäftsführer Horst-Gerhard Edelmeier bislang nicht wahrgenommen. "Ich weiß auch nicht, ob das Treffen noch zustande kommt", betont Bohmann, der sich regelmäßig mit Edelmeier, Sponsoringleiter Stefan Hecker und Präsident Ulrich Gaißmayer austauscht. Sein Fazit: "Die Hoffnung auf die Rettung besteht noch, allerdings weiß ich nicht, was derzeit beim TUSEM passiert."
Tatsache ist allerdings, dass die Insolvenz immer näher rückt, zumal bislang keine schriftlichen Zusagen von möglichen Sponsoren vorliegen. Eine Variante, die zumindest das Fortbestehen des Traditionsclubs sichern würde: Die TUSEM HSB GmbH meldet Insolvenz an und Essen steht als erster Absteiger fest. Die Saison könnte aber zu Ende gespielt werden und im Idealfall wäre ein Neubeginn in der Zweiten Liga möglich. "Die Insolvenz bedeutet keine Betriebsaufgabe", betont Bohmann. Und auch Essens Sportlicher Leiter Stephan Krebietke mag die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben: "Irgendwie wird es schon weitergehen. Die Frage ist nur, mit welchen Verlusten." So steht auch die Verabschiedung weiterer Akteure nach Andrej Siniak zur Debatte, um Kosten einzusparen. Dass sämtlichen Akteuren die Freigabe erteilt wurde, wird zwar von den Verantwortlichen dementiert. Allerdings ist es ein offenes Geheimnis, dass die Leistungsträger ohne entsprechende sportliche Perspektive und pünktliche Gehaltszahlungen kaum zu halten sein dürften.
Diese Thematik wird am Wochenende bei den anberaumten Gesprächen der Verantwortlichen ebenso auf den Tisch kommen wie die Frage nach Edelmeiers Zukunft. Der Geschäftsmann, der aufgrund beruflicher Verpflichtungen kaum Zeit für seinen Verein findet, steht offenbar kurz vor der Ablösung. Der heißeste Kandidat auf seine Nachfolge ist mit Niels Ellwanger ein echtes Eigengewächs. Der stellvertretende Vorsitzende der Handball-Abteilung würde sich wohl kaum sträuben, den Geschäftsführerposten zu übernehmen. Und der Alt-Obere Klaus Schorn kündigt ihn schließlich schon seit langem als "Mann der Zukunft" an.
"Niels Ellwanger ist ein sehr interessanter Geschäftsmann, er hat sich in Essen in den letzten Jahren einen Namen gemacht", erklärt Krebietke vielsagend. Wohl wissend, dass er womöglich schon über seinen neuen Chef spricht...