Auch wenn er nicht darüber reden will, für den einstigen Weltklassestürmer könnte sich am Sonntag in der Allmend-Halle ein Kreis schließen. Am 2. Mai 1990 stemmte er als Kapitän der sowjetischen Eis-Sputniks den WM-Pokal in die Höhe, Bykow hatte zusammen mit seinem kongenialen Partner Andrej Chomutow für das Spektakel auf dem Eis gesorgt. Wenn es 19 Jahre und acht Tage später wieder in der Berner Traditionsarena um WM-Gold geht, ist der Stürmerstar von einst der Chef auf der Bank. Einer, der nach jahrelanger Durststrecke die "Sbornaja" zu alter Stärke zurückgeführt hat. "Die junge Spielergeneration", antwortete Bykow, als er nach dem Grund für die Renaissance des russischen Eishockeys gefragt wurde, und fügte an: "Und die neue Trainergeneration."
"Sbornaja" so stark wie vor 20 Jahren
Dank Bykow, der seit seinem Amtsantritt im Sommer 2006 nur ein einziges WM-Spiel verlor (1:2 n.V. im Halbfinale 2007 in Moskau gegen Finnland), steht die neue russische Eishockey-Generation um den überragenden Torjäger Ilja Kowaltschuk zum zweiten Mal nacheinander in einem WM-Endspiel.
Vergleichbares hatte die Sowjetunion zuletzt mit Bykow als Spieler geschafft, als sie 1989 und 1990 Gold gewann.
Das Finale von Bern ist das Duell der Rekordweltmeister um das 25. WM-Gold, aber auch die Revanche für das Endspiel vor einem Jahr in Quebec. Damals triumphieren die Russen dank Kowaltschuk, der kurz vor Schluss der regulären Spielzeit die Verlängerung erzwang und dann selbst den 5:4-Siegtreffer erzielte. "Wir sind hier, um Gold zu gewinnen", sagte Derek Roy, beim 3:1 im Halbfinale gegen Olympiasieger Schweden mit zwei Toren der Matchwinner der Kanadier, "und wir sind heiß, wieder gegen sie zu spielen".
"Aber wir sind nicht alleine Ilja Kowaltschuk"
Fünf Finalisten des Vorjahres stehen noch im Team Canada, gar zwölf Weltmeister hat Bykow aufgeboten. Die Schlüsselrolle fällt aber wohl Kowaltschuk zu, der im Viertelfinale gegen Weißrussland das 4:3-Siegtor erzielte und im Halbfinale mit einem Treffer und einer Vorlage seine Mannschaft zum 3:2 gegen die USA führte. "Aber wir sind nicht alleine Ilja Kowaltschuk", betonte Bykow. Der Teamgeist, sagt der 48-Jährige immer wieder, sei der wichtigste Grund für den Erfolg. Und in der Tat hat es der Coach anders als seine Vorgänger geschafft, aus genialen Solisten ein grandioses Ensemble zu formen. "Wir haben versucht, allen Spielern klarzumachen, dass man nur gemeinsam Erfolg haben kann. Es wird nie einem, zwei oder fünf Spielern gelingen, etwas zu gewinnen, sondern nur einem ganzen Team", sagte Bykow.
"Diktatur des Professionalismus und die totale Demokratie"
Dabei setzt der Erfolgstrainer, der nach der WM 1990 mit seinem Partner Chomutow in die Schweiz wechselte und die Nationalliga A verzauberte, nicht auf die alten Sowjet-Methoden eines Wiktor Tichonow. "Bei mir herrscht die Diktatur des Professionalismus und gleichzeitig die totale Demokratie", erklärte Bykow, der im gnadenlosen Trainingscamp Tichonows in Archangelskoje außerhalb Moskaus groß wurde.
Nach Glasnost und Michail Gorbatschow, dem Zusammenbruch der Sowjetunion und des Sozialismus ist Bykow der erste Nationaltrainer, der den richtigen Ton getroffen hat, um die in die NHL abgewanderten Stars und die Spieler aus der heimischen Liga zu einer wirklichen Einheit zu formen: "Bei mir zählt zu 50 Prozent der Mensch, die anderen 50 Prozent macht der Spieler aus."