Doch da EVD/KENSTON-Sport-Geschäftsführer Sebastian Uckermann kurzfristig aufgrund eines Meetings absagen musste, nahm "Lokalmatador" Jürgen Schubert, seines Zeichens Geschäftsführer des Herner EV, dessen Platz ein. Das Expertentrio komplettierten Lance Nethery, Sportlicher Leiter der Füchse Duisburg und Matthias Scholze, Marketingleiter von DEL2-Klub Löwen Frankfurt.
Einen gewichtigen Teil des Abends machten dann auch die Wortbeiträge des verbliebenden Duisburger Verantwortlichen aus. Und Nethery stellte noch einmal klar, dass der EVD vorerst gewillt ist, mit dem aktuellen, vergleichsweise dünn wirkenden Kader die Mission "Aufstieg 2016" anzugehen. "Wenn wir irgendwann noch nachladen müssen, dann werden wir es tun. Man muss immer abwarten, was mit eventuellen Verletzungen ist und sicher auch ein wenig Glück haben. Wir haben aktuell einen sehr guten Kader, wenn wir aber merken, dass wir noch einen Spieler brauchen, dann sind wir in der Lage, diesen zu holen. Andere Klubs sind dazu dann vielleicht nicht mehr in der Lage", verteidigte Nethery die Kaderzusammenstellung bei den Füchsen in selbstbewusster Manier.
Ein weiteres Gesprächsthema war der - in den vergangenen Jahren sehr erfolgreiche - Weg, den die Gastgeber vom Herner EV in der jungeren Vergangenheit gegangen sind und weitergehen werden. Dass man aber am Gysenberg noch lange vom Vollprofitum entfernt ist, betonte Schubert: "Natürlich denken wir hin und wieder mal darüber nach, was irgendwann mal sein könnte und gehen verschiedene Kalkulationen durch. Aber zunächst müssen wir uns erstmal in dieser neuen DEB-Oberliga etablieren, die ist für uns komplettes Neuland."
Die Vermutung, dass dem HEV ein sportlicher Vorteil daraus entsteht, dass man die Gysenberghalle in Eigenbesitz hat, wies er aber zurück: "Was wir hier zusätzlich erwirtschaften, geht vor allem in die Halle. Wer die letzten Jahre häufiger hier zu Gast ist, sieht ja, das sich immer wieder was tut." Um den sportlichen Bereich weiter nach vorne zu bringen, ließen sich die HEV-Verantwortlichen vor einigen Monaten das Projekt "19,70" einfallen. Hier zahlen Fans dem Klub jeden Monat den dem Gründungsjahr des Klubs entsprechenden Betrag und bekommen dafür eine Dauerkarte, die dem Klub entstehende Mehreinnahme wird direkt in den Kader investiert. Was unter anderem dazu führt, dass mit Aaron McLeod der letztjährige Top-Star der Moskitos Essen ab sofort seine Schlittschuhe in Herne schnürt. Ein Konzept, welches auch Nethery "gut findet". Wenngleich man in Duisburg ähnliches wohl eher nicht plant...
In der DEL2 fehlt aktuell die Perspektive
Was man dort hingegen sicher plant, ist der Aufstieg in die DEL2. Dass die Uhren da aber gerade in einem von Fußball geprägten Umfeld wie dem Ruhrgebiet etwas anders tickern, davon konnte der Frankfurter Scholze ausführlich berichten. "Die Personalstruktur der Klubs ist in der DEL2 eine ganz andere. Wären wir vor zwei Jahren nicht aus der Oberliga aufgestiegen, hätte sich das nicht nur auf das Team, sondern auch auf die Anzahl der Mitarbeiter in der Geschäftsstelle ausgewirkt. Und natürlich ist es nicht leicht, mit derart erfolgreichen Fußballklubs im Einzugsgebiet Sponsoren zu finden. Die Fans sind unser größter Sponsor", gab er zu. Nach einer sehr erfolgreichen letzten Saison, in der die Hessen ins Halbfinale stürmten, stehen diese nun mittelfristig vor dem nächsten Problem. Denn immer noch gibt es keinen Auf- und Abstieg zwischen DEL2 und DEL, in welche der deutsche Meister von 2004 wenig überraschend bald zurück will. Nethery wusste von seinem Kollegen Kevin Gaudet zu berichten, welcher seit Jahren bei den Bietigheim Steelers als Trainer tätig ist und schon so manchen DEL2-Meistertitel nach Schwaben geholt hat: "Die Fans werden da langsam unruhig, die Steelers hatten, obwohl sie seit Jahren tollen Sport bieten, letztes Jahr sogar einen Zuschauerrückgang zu verzeichnen, weil ihnen einfach die Perspektive fehlt."
Doch nicht nur in dem Punkt, dass die Wiedereinführung von Auf- und Abstieg absolut bis zwingend erforderlich ist, waren sich alle Anwesenden einig. Auch ist den Beteiligten klar, dass die neue DEB-Oberliga Nord mit Fahrten in die Niederlande, Hamburg, Niedersachen, Sachsen und Berlin ein großes Abenteuer für die drei Revierklubs wird. "Natürlich kann es passieren, dass wir im nächsten Jahr nur noch zwölf oder 14 Klubs in der Liga haben, weil der ein oder andere merkt, dass er es nicht schafft", meinte Schubert. Daher geht es zunächst erst einmal darum, "die Jugend mit ins Boot zu holen, packenden und guten Sport zu zeigen, um die Zuschauer in die Hallen zu locken", wie Nethery abschließend erklärte.
Die gesamte Talkrunde vom 3. September sehen Sie wie gewohnt in Kürze auf www.powerplay-tv-essen.de. Für die nächste Ausgabe des "Overtime"-Talks am 1.Oktober konnte das Moderatorenteam bereits einen ersten hochkarätigen Gast verkünden. Franz Fritzmeier, aktuell Co-Trainer bei den Kölner Haien in der DEL und vorher jahrelanger Cheftrainer bei den Füchsen, wird dann am Gysenberg zu Gast sein.