Der höchste Etat, der größte Kader, die prominentesten Neuen: Rekordmeister Adler Mannheim hat vor dem Start in die 13. Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) keine Kosten und Mühen gescheut. Es gibt nur ein Ziel - den fünften DEL-Titel. `Mit unserem Etat etwas anderes zu tippen als auf den Titel, wäre nicht zu vermitteln´, sagt Trainer Greg Poss, der sich nach dem Verpassen der Playoffs in der Vorsaison in der Rolle des Topfavoriten wiederfindet. Denn nicht nur der ehemalige Bundestrainer sieht die Adler, mit einem Budget von acht Millionen Euro erneut Branchenführer, im Rennen um die 87. deutsche Eishockey-Meisterschaft vorne.
Auch seine 13 DEL-Kollegen nannten die Mannheimer in einer Umfrage des Sport-Informations-Dienstes (sid) vor dem Saisonstart am Donnerstag unisono als Titelanwärter. `Vom Etat und den Namen her ist Mannheim eindeutig der Meisterschaftsfavorit´, sagt Rich Chernomaz, Coach der Frankfurt Lions, und spricht damit für die gesamte Liga. `Sie haben nicht nur zahlenmäßig, sondern auch von der Qualität her einen starken Kader´, glaubt auch Jiri Ehrenberger, neuer Trainer der Krefeld Pinguine. Und Eishockey-Legende Erich Kühnhackl, der sich mit Aufsteiger Straubing Tigers erstmals als DEL-Coach versuchen darf, ergänzt: `Sie wollen das letzte Jahr vergessen lassen und haben sich personell gut verstärkt.´ Poss bekam nach der Schmach der Vorsaison, als erstmals in der Klubgeschichte die Playoffs verpasst wurden, praktisch jeden Wunsch erfüllt.
Ex-NHL-Profi Sven Butenschön, der DEL-erfahrene Pascal Trepanier, der Frankfurter Francois Bouchard und die deutschen Nationalspieler Martin Ancicka und Felix Petermann verstärken die Abwehr. Im Sturm kamen die DEL-Stars Rick Girard (Augsburg) und Francois Methot (Nürnberg) ebenso wie die Neu-Importe Nathan Robinson, Jason Jaspers, Colin Forbes und Sloan Blake sowie die DEB-Angreifer Eduard Lewandowski (Köln) und Tomas Martinec (Nürnberg). Zudem steht künftig Naionaltorwart Robert Müller (Krefeld) im Tor. `Ich glaube, dass Mannheim eine gute Saison spielen wird´, sagt auch Bundestrainer Uwe Krupp, `die Mannschaft ist hervorragend vorbereitet und zielstrebig verstärkt.´ Seinem Vorgänger beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) traut Krupp den Titel zu: `Er ist ein Toptrainer, er bereitet sich 100-prozentig vor und macht seine Hausaufgaben.´
Hartnäckigster Konkurrent wird nach Meinung der DEL-Coaches Vizemeister DEG Metro Stars. Gleich zwölf Trainer räumen den Düsseldorfern Chancen ein, die nach dem Abschied von der Brehmstraße im neuen Dome im Stadtteil Rath `den nächsten Schritt tun´ wollen, wie Coach Don Jackson ankündigte: `Wir wollen nach der Vorrunde Erster werden, um die beste Ausgangsposition für die Playoffs zu haben. Wir gehören zu den drei, vier Mannschaften, die Titelkandidaten sind.´ Erst auf dem dritten Rang folgt Titelverteidiger Eisbären Berlin, den acht Trainer auf der Rechnung haben. Selbst Meistermacher Pierre Page, der die Berliner zu zwei Meisterschaften hintereinander führte, hat Bedenken.
`Wir wären Favorit, wenn wir uns so verstärkt hätten wie in der vergangenen Saison. Wir haben schließlich sechs wichtige Abgänge zu verkraften´, sagt der Kanadier, der unter anderem Torhüter Tomas Pöpperle und die Verteidiger Micki DuPont und Derrick Walser an die NHL verlor. Genannt wurden in der sid-Umfrage außerdem die Frankfurt Lions (5), die Hamburg Freezers (2) und die Kölner Haie (1). Neben Poss und Jackson sind immerhin der Hamburger Mike Schmidt und der Neu-Kölner Doug Mason mutig genug, sich selbst zu den Favoriten zu zählen. `Wir haben den stärksten Kader seit Jahren und das Potenzial, den Titel zu gewinnen´, sagte Ex-Nationalspieler Schmidt. `Wir gehören auch dazu´, meinte Mason.