Bei der Rückkehr in den Kreis der Besten setzt Eishockey-Bundestrainer Uwe Krupp auf High-Tech. Erstmals trugen seine Spieler beim 3:1-Sieg zum Saisonauftakt gegen Ex-Weltmeister Slowakei auf dem Eis Pulsmesser, die während der Begegnung ihre Herzfrequenzen sendeten und sofort ausgewertet wurden. `Uwe erfährt während des Spiels, wie hoch die Belastung der einzelnen Spieler ist und kann sofort darauf reagieren´, erläuterte Franz Reindl, Generalsekretär des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), das erstmals im Sport angewendete Hilfsmittel. Die Daten, die die Pulsmesser auf der Brust der Spieler senden, empfängt Jens Geist, sportwissenschaftlicher Berater des Olympiastützpunkts München, auf seinem Computer. Anhand der einprogrammierten aktuellen Leistungswerte kann er individuell erkennen, für welchen Spieler die Belastung zu hoch ist. `Per Walkie-Talkie sage ich dann den Trainern: Lasst ihn mal vier Minuten draußen´, berichtete Geist, der die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bereits im Trainingslager im Sommer in Füssen intensiv betreute.
Im Training die Belastung der Spieler zu messen und sie anschließend auszuwerten, sei in vielen Sportarten verbreitet - so auch in der WM-Vorbereitung des damaligen Fußball-Bundestrainers Jürgen Klinsmann. `Im Spiel ist das neu, weil erstmals die Werte online sofort zur Verfügung stehen´, sagte Geist. Die Methode, die in einer Vorproduktionsstufe und noch nicht marktreif ist, will Krupp auch bei den kommenden Turnieren um den Deutschland-Cup in Hannover (9. bis 12. November) und den Suisse-Cup in Basel (9. bis 11. Februar 2007) sowie bei der A-WM in Moskau (27. April bis 13. Mai 2007) verwenden. `Bei einem Turnier kann das ausschlaggebend sein. Man weiß genau, auf wen man setzen kann, wenn es zum Schluss drauf ankommt´, meinte Reindl.
Gegen die Slowaken, vier Monate nach dem Wiederaufstieg der erste erstklassige Gegner, gab es so schon die ersten wichtigen Erkenntnisse. `Bei zwei, drei Spielern mussten wir aufpassen, um sie gesund über das zweite Drittel zu bringen´, berichtete Geist. Den höchsten Wert erzielte ausgerechnet ein Torwart: Der Iserlohner Dimitri Kotschnew brachte es in der Schlussphase auf einen Puls von 193. `Das war wie ein Strich am Anschlag´, sagte Geist. Auf die technischen Hilfsmittel alleine will sich Krupp auf dem Weg zurück in die Weltelite aber nicht verlassen. Schweißtreibende Extraschichten im Sommer sollten die konditionellen Grundlagen für das Unternehmen Klassenerhalt in Moskau schaffen. `Sie haben knüppelhart gearbeitet, die Konditionswerte sind durch die Bank deutlich besser´, sagte der Bundestrainer: `Es freut mich, dass sie heute dafür belohnt worden sind.´
Gegen den Weltmeister von 2002, der ohne seine NHL-Stars antrat, machte sich die körperliche Fitness bemerkbar. Nach dem frühen 1:0 durch den Berliner Robert Gawlik (3.) brachte der Ausgleich durch Vladimir Dravecky (33.) die DEB-Auswahl nur kurz aus dem Rhythmus. Im Schlussdrittel schaltete sie noch einmal einen Gang hoch und kam durch Tore des Hannoveraners Sascha Goc (44.) und des Kölners Philip Gogulla (52.) zum ersten Sieg gegen den Weltranglistensechsten seit dem 3:0-Triumph bei Olympia 2002. Der erste Härtestest nach dem Sieg bei der B-WM in Frankreich brachte Krupp auch die Erkenntnis, dass der Abstand zu den Topnationen nicht so groß ist. `Ich gehe davon aus, dass wir genauso gut spielen können wie sie´, meinte Krupp: `Wir haben mit dem Aufstieg den ersten Schritt gemacht. Das hat uns geholfen, an uns zu glauben, damit wir auch ein enges Spiel gewinnen können.´