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Eishockey-WM
Deutschlands zwei Medailen-Chancen

Eishockey-WM: Deutschland startet Unternehmen Medaille
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Nach dem Einzug ins WM-Halbfinale greift Deutschland nach den Sternen. "Wir haben zwei Chancen auf eine Medaille", meint DEB-Sportdirektor Franz Reindl.

Der Präsident sprach vom "größten Erfolg der deutschen Eishockey-Geschichte", Uwe Krupp wollte von "Wundern oder Märchen" nichts hören, und Siegtorschütze Philip Gogulla fand es "einfach nur geil": Nach ihrem historischen Coup versuchten die neuen deutschen Eishockey-Helden, die Magie des Augenblicks in Worte zu fassen.

"Wir sind unheimlich stolz, Geschichte geschrieben zu haben", sagte Verteidiger Christian Ehrhoff nach dem denkwürdigen 1:0-Triumph im WM-Viertelfinale gegen die Schweiz und angesichts der ersten deutschen Halbfinal-Teilnahme seit 57 Jahren.

"Es ist unfassbar", sagte Routinier Sven Felski: "Du denkst immer, die Saison ist nach dem nächsten Spiel zu Ende. Aber es passiert nicht, es geht immer weiter - Wahnsinn." Das nächste Kapitel der unglaublichen Eishockey-Geschichte wird am Samstag (18.00 Uhr/live bei Sport1) geschrieben: Gegen Weltmeister Russland mit Superstar Alexander Owetschkin kämpft das Team von Bundestrainer Krupp in Köln um den Einzug ins Finale.


"Wir haben jetzt zwei Chancen auf eine Medaille", sagte DEB-Sportdirektor Franz Reindl, der als Spieler 1976 bei Olympia in Innsbruck Bronze gewonnen hatte - das einzige Edelmetall für deutsche Eishockey-Spieler seit dem WM-Silber 1953. "Wenn ich jetzt sage, dieser Erfolg ist höher einzuschätzen als Bronze in Innsbruck, bekomme ich Ärger mit meinen 76er-Kollegen", sagte Reindl, ließ aber keinen Zweifel daran, dass er genau das meinte.

Den ersten Versuch, die "Riesen-WM", wie sie der überragende Torhüter Dennis Endras nannte, mit einer Medaille zu schmücken, hat die deutsche Mannschaft gegen den Rekordweltmeister. "Dafür braucht es ein mittleres Wunder", mutmaßte NHL-Profi Ehrhoff. Die zweite Chance gäbe es im Spiel um Platz drei am Sonntag. "Wir träumen weiter", sagte Felski glückselig. Ein paar Stunden später waren die Helden sprachlos. "Ich habe mit ein paar Jungs auf dem Zimmer gesessen", berichtete Felski am Tag danach: "Wir haben uns alle nur angeschaut, keiner hat Worte gefunden."

Den historischen Moment genoss auch Bundestrainer Krupp. Gelöst und mit einem Lächeln auf den Lippen - der einzige deutsche Stanley-Cup-Sieger wirkte wie von einer Zentnerlast befreit. "Es ist ein ganz besonderer Moment", sagte der 44-Jährige, der nach dem WM-Debakel vor einem Jahr noch viel Kritik hatte einstecken müssen, "wir haben so lange so hart gearbeitet, jetzt sind wir belohnt worden." Bilanz ziehen wollte Krupp jedoch noch nicht. "Das Turnier ist noch nicht vorbei", sagte er, gab aber schon mal eine Tendenz vor: "Von Wundern oder Märchen will ich nichts hören. Die Mannschaft hat die Ärmel hochgekrempelt und hart gearbeitet." Was sie in diesen WM-Tagen geleistet habe, werde ihr erst in der Rückschau richtig bewusst: "Wenn alles vorbei ist und die Spieler in der Sonne durchatmen, werden sie erkennen, was das für ein besonderer Moment ihrer Karriere war."

Dann werden sie auch einen stattlichen Bonus auf ihrem Konto haben, denn der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) will nicht knausern. "Wir hatten Prämien für den Sprung unter die ersten Vier ausgemacht, aber das war eigentlich nicht ganz ernst gemeint", sagte Reindl und schmunzelte: "Jetzt zahlen wir natürlich auch." Von 15.000 bis 20.000 Euro pro Kopf ist die Rede. Es ist der Lohn für den "größten Erfolg, den das deutsche Eishockey jemals erlebt hat", wie es DEB-Präsident Uwe Harnos formulierte. Weder Olympia 1976, als die Topnationen Kanada und Schweden fehlten, noch die WM 1953, als nur vier Mannschaften antraten und die Tschechoslowakei nach dem Tod des Staatspräsidenten Klement Gottwald abreiste, seien damit vergleichbar. "Es ist wie ein Drehbuch", sagte Harnos: "Es hat mit Schalke und dem Weltrekord angefangen und ist mit jedem Spiel ein Stück weiter nach oben gegangen." Der DEB-Chef verspürte nach schwierigen Zeiten mit dem Wirbel um die verweigerte Dopingprobe von Florian Busch und dem Absturz bei der WM vor einem Jahr Genugtuung: "Es fällt Ballast runter nach all dem, was wir auf die Fresse gekriegt haben, nach dem Desaster von Bern - unglaublich."

Möglich gemacht hatten den historischen Erfolg vor 12.500 begeisterten Zuschauern in Mannheim erneut eine taktisch unglaublich disziplinierte Leistung, Kampf bis zur letzten Sekunde und ein überragender Torwart. "Was er spielt, ist Weltklasse", lobte Felski Goalie Endras, der 41 Schüsse mit Teilweise sensationellen Paraden abwehrte und am Ende bei vier Pfostentreffern der Schweizer auch das Glück des Tüchtigen hatte.

"Ich kann das erst richtig genießen, wenn das Spektakel vorbei ist", sagte der Matchwinner, der dafür sorgte, dass Gogullas Tor (31.) zum ersten WM-Sieg gegen den Erzrivalen seit acht Jahren reichte. Und dann blickte er schon wieder auf die nächste Aufgabe: "Die Russen werden nach dem Spiel wissen, dass sie gegen uns gespielt haben." Endras wird wahrscheinlich eine Pause erhalten, weil die Medaillenchance im kleinen Finale größer ist.

In den beiden letzten Spielen fehlen wird Co-Trainer Ernst Höfner. Der 52-Jährige wurde vom Weltverband IIHF am Freitagabend für zwei Spiele gesperrt, weil er in der Massenschlägerei nach der Schlusssirene auf den Schweizer Verteidiger Timo Helbling eingeschlagen hatte.

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