Zwar will er es öffentlich noch nicht bestätigen, doch die Pressemitteilung seines Verlages lässt kaum einen anderen Schluss zu: Der am Samstag 41 Jahre alte gewordene Riedel bricht den Versuch ab, sich zum fünften Mal in Serie für Olympische Sommerspiele zu qualifizieren und startet nicht mehr bei der DM am Wochenende in Nürnberg. "Nach mehrfachen Verletzungen beendet Lars Riedel 2008 seine Karriere als Profisportler", heißt es im Verlags-Schreiben zur Ankündigung des 288-seitigen Buches mit dem Titel "Lars Riedel - Meine Welt ist eine Scheibe". Schon am Osterwochenende hatte Trainer Karlheinz Steinmetz angedeutet: "Er trainiert nur noch ab und zu. Es ist das alte leidige Problem mit seinem Rücken." Einen Platz in den Geschichtsbüchern hat der gebürtige Sachse, der zuletzt das Trikot des TuS Saulheim trug, aber trotzdem sicher. Oft wird er in einem Atemzug mit Al Oerter genannt, dem viermaligen Olympiasieger (1956 bis 1968) aus den USA. "Lars ist der geborene Diskuswerfer", meinte Trainer Steinmetz einst über seinen Musterschüler. Der Lehrer an einem Abendgymnasium erteilte dem Mann mit den Idealmaßen von 1,99m Körperlänge und 2,12m Armspannweite seit der deutschen Vereinigung die Trainingslektionen und führte ihn 1991 in Tokio zum ersten WM-Gold. Danach brachte es Riedel, der mit seiner Bestleistung von 71,50m aus dem Jahr 1997 Sechster der ewigen Weltbestenliste ist, dank seiner Erfolgsserie zu einer für einen Diskuswerfer außergewöhnlichen Popularität, die sich auch finanziell auszahlte. Er wurde zum deutschen Prämienmeister. Der Europameister von 1998 und fünfmalige Europacup-Sieger kam allein auf eine WM-Gesamtbörse von einem Mercedes sowie 215.000 Dollar. Die Start- und Siegprämien bei Sportfesten überstiegen diesen Betrag noch um ein Mehrfaches. Doch nach dem fünften WM-Sieg 2001 begann Riedels Verletzungsmisere und damit ein Abschied auf Raten. Zu sehr waren die Bandscheiben im Brust- und Lendenwirbelbereich lädiert. Sein Ruhm als "Herr der Ringe" verblasste, mittlerweile ist im Berliner Vize-Weltmeister Robert Harting ein Nachfolger gefunden. Hinzu kamen private Probleme, die Trennung von seiner Familie im November 2005. "Dadurch ist eine große Leere entstanden", berichtete der in Zwickau geborene Riedel. Halt fand er in dieser Zeit im Glauben. "Ich habe jeden Tag gebetet." Seit 2006 lebt der Kakteen-Liebhaber nun in Bayern am Tegernsee, wo er für eine Reha-Klinik arbeitet und eine Ausbildung zum Fitness-Ökonom begann. Daraufhin lief es sportlich noch einmal gut, Riedel qualifizierte sich für die EM in Göteborg und wurde Achter. Es war sein letzter internationaler Auftritt, in einem Jahr, das eigentlich für den Neuanfang stehen sollte. Doch schon 2007 konnte der elfmalige deutsche Meister keinen Wettkampf mehr.
Riedels Karriereende steht bevor
Nur noch die öffentliche Bestätigung fehlt

RevierSport Fussballbörse
Top Artikel