Einer der wichtigsten Führungsspieler bei der Borussia ist Weidenfeller aber weiterhin. Vor dem Spiel gegen M‘gladbach sprach RevierSport mit dem Torhüter über die Meisterschaft, den außergewöhnlichen Charakter der Mannschaft und die neue Leichtigkeit des Seins in Dortmund.
Roman Weidenfeller, der Derbysieg auf Schalke ist nun schon ein paar Tage her, wirkt aber immer noch nach. Merken Sie das auch? Klar. Mit diesem Erfolg haben wir schließlich eine phantastische Woche gekrönt. Ich weiß auch, dass vielen Fans der Derbysieg mehr bedeutet als alles andere, aber natürlich waren die drei Punkte am vergangenen Wochenende für uns vor allem deshalb wichtig, weil wir uns durch sie ein Punktepolster erarbeitet haben.
War dieses Spiel auf Schalke nur wenige Tage nach dem Sieg gegen Bayern für die Beine schwerer oder für den Kopf?
Wir hatten ganz sicher keine mentalen Probleme. Das war das Derby, da ist man immer heiß. Eher hatten die Spiele zuvor gegen Wolfsburg und Bayern richtig Kraft gekostet. Wir mussten bis zur 93. Minute konzentriert sein und sind gerannt wie die Hasen. Aber es braucht sich keiner Sorgen zu machen: Wir haben genug Kraft bis zum Saisonende. Und das ist das Entscheidende!
Der Jubel wirkte nach dem Sieg auf Schalke allerdings deutlich zurückhaltender als nach früheren Derbysiegen. Zum Beispiel nach dem in der letzten Saison.
Natürlich sind wir sehr zufrieden, dass alles so geklappt hat, wie wir uns das vorgestellt haben. Die Mannschaft musste aber am Ende dieser intensiven Woche alles aus sich rausholen. Wir haben uns dann zwar auf dem Platz gefreut, aber in der Kabine waren alle total in sich gekehrt, platt und einfach nur noch innerlich zufrieden, dass wir es geschafft haben, die Partie zu stemmen. Jetzt sind wir in einer super Ausgangslage.
Merken Sie eigentlich, wie viel Freude Sie den Menschen in Dortmund machen?
Klar. Wir haben im Moment eine super Zeit. Hier beim BVB, in der ganzen Stadt Dortmund, in der ganzen Region. Jeder läuft mit einem breiten Grinsen durch die Stadt. Wir werden überall angesprochen, gegrüßt. Die Leute winken in unsere Autos hinein. Es ist ein phantastisches Gefühl, der Stadt als Team ein Stück sportlichen Stolz zurückgegeben zu haben.
Das durften Sie nach dem Derby hautnah erleben …
So ist es. Erst sind wir von zahlreichen Fans am Rabenloh empfangen worden, danach sind wir noch in die Stadt gefahren und mit Sportklamotten in eine Bierkneipe gegangen. Es war überragend wie wir empfangen worden sind. Wir haben ein Bierchen getrunken und uns das Bayern-Spiel gegen Mainz angesehen. Was uns dabei noch einmal bewusst geworden ist: Die Stadt ist schwarz-gelb – egal ob Fan, Profi, Vorstandsvorsitzender, Bürokraft oder Müllmann. Wir alle halten zusammen, wir alle sind gleich. Und alle sind stolz auf die derzeitige Situation.
Ich nehme an, die andren Gäste haben sich gewundert, als Sie dort mit Ihren Trainingsanzügen reinspaziert sind?
Na ja, die Jungs haben schon etwas schräg geguckt, als wir mitgejubelt und die Mainzer angefeuert haben. Aber wir sind eine total verrückte Fußballmannschaft, keine normale Profi-Truppe. Es gibt bestimmt selten solche Mannschaften, die nach Siegen noch gemeinsam in die Kneipe fahren und andere Spiele anschauen. Und es gibt auch wenige Mannschaften, die nach Siegen die Vereinslieder in der Kabine anstimmen. Das alles spricht für uns, das ist unsere Mentalität, unser Charakter. Und das macht uns auch so stark.
Stark genug, um am Samstag alles klar zu machen?
Wir haben noch eine große Aufgabe. Und die lautet einzig und alleine, die Schale jetzt nach Hause zu holen.
Werden Sie beim Gedanken an Samstag und all das, was passieren kann, nicht langsam nervös?
Wir waren bisher vor jeder Partie angespannt, wir hatten vor jedem Gegner den nötigen Respekt, aber wir waren nie nervös. Und wir haben auch noch nie eine Mannschaft unterschätzt – auch nicht den Viertligisten Holstein Kiel.
Dennoch hat der eine oder andere doch bestimmt etwas geplant für den Samstagabend, oder?
Ganz bestimmt nicht! Da können Sie jeden Spieler fragen. Niemand plant etwas, niemand fängt an, etwas zu organisieren. Das ist nicht unsere Aufgabe. Unsere Aufgabe war es, am Samstag den Derbysieg zu holen. Und am kommenden Samstag ist es unsere Aufgabe, gegen Mönchengladbach zu gewinnen.
Die Konstellation ist durchaus interessant. Das Spiel der Bayern in Bremen wird um 15.30 Uhr angepfiffen, Ihre Partie gegen Gladbach erst um 18.30 Uhr … Das wird eine Herausforderung, aber es ist unser Anspruch, die nächsten drei Spiele richtig durchzuziehen. Ganz egal, was passiert. Gut ist am Samstag, dass wir gegen einen großen Gegner spielen. So können wir gar nicht auf die Idee kommen, uns von irgendetwas ablenken zu lassen.
Das Ergebnis des Bayern-Spiels werden Sie aber doch mitbekommen?
Das bekommen wir bestimmt irgendwie mit. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass wir Kopfhörer aufgesetzt bekommen, auf denen nur klassische Musik läuft. Aber bisher haben wir auf alle Ergebnisse und alle Ereignisse eine gute Reaktion gezeigt. So wird es auch diesmal sein.
Ganz sicher werden Sie aber doch zustimmen, dass es schöner wäre, wenn die Bayern gewinnen würden und sie mit einem eigenen Sieg die Meisterschaft perfekt machen würden, als wenn Sie schon vor dem Anpfiff als Meister feststehen, oder?
Mich interessiert das Bayern-Spiel nicht. Wichtig ist nur: Wir würden im Fall der Fälle nicht unbelastet feiern können, wenn wir gegen Gladbach zuvor verloren hätten. Wir werden das Bayern-Ergebnis zwar wahrnehmen, aber völlig unabhängig davon wie immer voll auf Sieg spielen. Und was dann passiert, das werden wir sehen.