So richtig Zeit für die Aufgabe hat er allerdings nicht. 2004 heuerte Kucukovic beim Hamburger SV an, der seinen Sohn Mustafa von der A-Jugend des VfL Bochum an die Alster lotste. Papa Nuni erhielt beim Bundesligisten eine Anstellung als Scout, die er heute noch ausübt. "Ich bin in ganz Deutschland unterwegs, gucke mir Spieler und Spiele an. Am Freitag fahre ich zum Beispiel nach Karlsruhe, beobachte die Partie KSC gegen Berlin. Und am Samstag bin ich in Cottbus gegen Bremen", kann der alte, neue Coach die SSV nur nebenbei trainieren.
So werden Klar und Herget einen Teil der Einheiten übernehmen, Kucukovic soll vor allem als Motivator fungieren. Mit Daniel Kassen, Tim Engler, Mathias Bergmannshoff, Marcus May und Sven Specke gehören noch ein halbes Dutzend Leute dem aktuellen Kader an, die schon früher unter dem 49-Jährigen trainiert haben. In der laufenden Serie hat der nach wie vor in Gelsenkirchen lebende Kucukovic die beiden Heimspiele gegen Herbede und Langscheid/Enkhausen gesehen, ist also halbwegs im Thema. "Jetzt geht es erst einmal darum, in den letzten zwei Spielen vor der Winterpause gegen Hassel und Dröschede den Abwärtstrend zu stoppen. Dann können wir uns zusammensetzen und besprechen, wie es weiter geht", möchte Kucukovic nicht ausschließen, dass er bis zum Saisonende weiter macht.
Für den SSV-Vorsitzenden Norbert Bauer war die Trennung von Siska menschlich schwer, aber aus sportlichen Gründen unumgänglich. "Wir waren im gesamten Vorstand der Auffassung, dass Holger die Mannschaft nicht mehr richtig im Griff hatte. Das zeigte sich in der Trainingsbeteiligung, in Urlaubsabsprachen und in anderen Dingen", erklärt der Pensionär. "Holger hat mit seiner Argumentation, dass die Elf sportlich an Qualität verloren hat, sicherlich recht. Dennoch wollten wir nichts unversucht lassen, denn wir können schließlich nicht sehenden Auges in die Landesliga absteigen."
Um den freien Fall in die dann nur noch siebte Spielklasse zu vermeiden, wollen die "Rothosen" in der Winterpause neue Spieler verpflichten. "Gerade im offensiven Bereich müssen wir uns verstärken", plant Bauer, trotz chronisch leerer Kassen an der "Löchterheide" auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Zwar ist im eigenen Stall guter Nachwuchs vorhanden. Doch die A-Jugend ist als Tabellenerster in der Landesliga, wegen der Not der "Ersten" soll der mögliche Sprung der Junioren in die Westfalenliga nicht gefährdet werden.
Nachgefragt
Holger Siska, wie denken Sie vier Tage nach der Entlassung bei der SSV Buer über den Vertrauensentzug in Ihrem Verein?
Ich kann damit relativ gefasst umgehen, denn ich habe die Zeichen der Zeit schon vorher erkannt. Wenn man auf die Tabelle schaut, ist die Entscheidung nachvollziehbar. Dass es verschiedene Gründe gibt, dass wir da unten rein geraten sind und dies in den Vorjahren zwischenzeitlich auch meistens der Fall war, weiß selbst der Vorstand. Und der Zeitpunkt ist meiner Ansicht nach sehr fragwürdig, denn dass wir unter diesen personellen Voraussetzungen gegen Wattenscheid und in Wanne gewinnen würden, damit hat sicher keiner gerechnet.
Sie waren über 15 Jahre im Verein tätig, zwölf in der Jugend und zuletzt fast dreieinhalb als Chef-Coach. Können Sie sich überhaupt vorstellen, künftig woanders zu arbeiten?
Im Moment ist das schwierig, zumal ich beruflich gerade sehr eingespannt bin. Mein Sohn Lukas spielt außerdem bei der SSV in der D2-Jugend. Daher wird es sich nicht vermeiden lassen, dass ich gelegentlich auf der Anlage bin. In ein paar Wochen ist erst einmal Winterpause, danach können wir weiter sehen.