Als Trainer Frank Conradi vor einem Monat öffentlich machte, dass er den Fußball-Westfalenligisten Viktoria Resse zum Ende dieser Saison verlassen werde, hatte er nicht geahnt, welche Wellen diese Ankündigung schlagen würde. „In der Kabine haben die Jungs nur noch ein Thema: Wer wird Nachfolger?“, berichtet Frank Conradi. Er verhehlt nicht, dass ihn das Ganze mittlerweile nervt. Die Konzentration sollte nämlich besser auf ein anderes Thema gelenkt werden: auf den bevorstehenden Kampf um den Klassenerhalt. Nach einer Hinrunde, die suboptimal verlief, liegt der Neuling mit neun Punkten aus 16 Spielen an letzter Stelle der Staffel 2 und bereits sieben Punkte hinter dem rettenden Ufer.
Eigentlich sollte am kommenden Sonntag im Nachholspiel zu Hause gegen den Tabellendritten Holzwickeder SC die große Aufholjagd eingeläutet werden. Aber Zweifel sind durchaus angebracht. Die Ergebnisse der meisten Testspiele während der Winter-Vorbereitung waren desaströs, vielleicht eine Folge der internen Diskussionen um die Trainer-Nachfolge.
Dass man bei den Oberligisten RW Ahlen (0:1) und Westfalia Herne (2:5) verlieren kann und darf, steht außer Frage. Aber ein 0:4 bei der SpVgg Vreden aus der anderen Westfalenliga-Staffel? Oder ein 0:2 beim Bezirksligisten Westfalia 04? Oder gar ein 1:6 beim Landesligisten Mengede 08/20? Das hatte sich sicherlich nicht nur Frank Conradi anders vorgestellt.
In der Winterpause haben sich die Viktoria und sechs bisherige Spieler getrennt. Am schmerzhaftesten ist wohl der Abgang von Coskun Ünal, der in der Hinrunde zwölfmal zum Einsatz kam und jetzt nach Düsseldorf umgezogen ist. Nils Vespermann, Marvin Gies (beide zurück zu Westfalia Herne), Sven Bödiger (Spvgg Erle 19), Max-Kevin Tekoe (Vogelheimer SV) und Michael Potthoff (SV Horst 08 II) tragen künftig ebenfalls nicht mehr das Resser Trikot.
Es ist kein Geheimnis, dass zuletzt auch an anderen Resser Spielern gebaggert wurde. Vor dem Hintergrund, dass noch kein Trainer für die kommende Spielzeit feststeht, ist so mancher Leistungsträger ins Grübeln geraten. Aber die Trainer-Frage dürfte bald beantwortet sein. Der Sportliche Leiter Peter Colmsee hat seinen Neuseeland-Urlaub beendet und will noch vor dem Holzwickede-Spiel den Nachfolger von Frank Conradi präsentieren.
Kandidaten wurden zuletzt genug gehandelt. Immer wieder taucht dabei der Name von Karsten Quante auf, der früher bei BG Schwerin, VfB Hüls, BW Westfalia Langenbochum tätig war. Er hat sich am Emscherbruch aber bislang nicht nur Freunde gemacht. So manchem stößt übel auf, dass sich der ehemalige Oberliga-Coach seit Oktober bei den Heimspielen der Viktoria blicken lässt und damit den Eindruck erweckt, besonders heiß auf den Job zu sein.