In einer ruhigen Minute nahm Patrick seinen jüngeren Bruder zur Seite und erklärte ihm: „Die Scheiße, die ich mir da geholt habe, müsste eigentlich für uns beide reichen.“
Zu diesem Zeitpunkt war klar, welcher Draxler in Zukunft mit dem Fußball sein Geld verdienen würde. Das war nicht immer so sicher. Zwar betont Patrick: „Als ich 16 Jahre alt war und Jule zwölf, habe ich aufgehört, gegen ihn zu spielen. Die Schmach wollte ich mir nicht geben.“ Aber tatsächlich war auch er ein Talent. Ihr Vater hatte in beiden etwas Besonderes erkannt, und er war nicht der einzige. So musste Julian 2001 den BV Rentfort verlassen, weil Patrick ein Angebot der SSV Buer erhielt: Draxler Senior hatte schlichtweg keine Lust, doppelt zu fahren. Vier Jahre später ergab sich für Patrick die Chance, auf Schalke vorzuspielen. Als B-Jugendlicher machte er beim VfB Hüls die S04-Verantwortlichen auf sich aufmerksam und wurde prompt zum Probetraining bei der U19 eingeladen.
Doch der Auftritt bei seinem Herzensverein entwickelte sich zum Fiasko. Die erste Einheit musste der Linksfuß wegen einer Zerrung absagen, die beiden folgenden bleiben ihm in unguter Erinnerung. „Eigentlich bin ich unter Druck ganz gut, aber da sind die Nerven mit mir durchgegangen. Selbst meine Torschüsse waren so schlecht, als ob ich mir die Füße falsch eingehängt hätte“, blickt er mit einem Lächeln zurück.
Ab da wusste er, dass es mit dem ganz großen Fußball nichts mehr wird. Und so besann er sich konsequent auf den kleinen Fußball, daheim mit seinen Kumpels beim BV Rentfort. Seinem Schalke-verrückten Vater beizubringen, dass es nicht nur nichts mit Königsblau wird, sondern dass er in Zukunft nur noch aus Spaß kicken wird, war kein ganz leichtes Unterfangen. Draxler hatte sich schon längst wieder in Rentfort angemeldet, als er sich endlich überwand, seinen Vater einzuweihen. „Ich habe es ihm aus sicherer Entfernung gesagt, als er am Dach gearbeitet hat“, grinst der linke Mittelfeldspieler. Zu seiner Überraschung reagierte der Herr Papa äußerst locker.
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