RevierSport sprach mit Meistertrainer André Pawlak über die Besonderheiten einer Meisterschaft, überwundene Vorbehalte und die bevorstehende Relegation.
André Pawlak, obwohl der Oberliga-Aufstieg schon lange feststand, hatte das Erreichen der Meisterschaft am Sonntag noch einmal eine besondere Bedeutung, oder?
Absolut – allein als Zweiter in die Relegation zu gehen, hätte mir schon nicht gefallen. Zudem hatten wir ja mal 15 Punkte Vorsprung, hätten wir die noch verspielt, wären wir die Deppen der Liga gewesen. Und eine Meisterschaft ist einfach etwas Besonderes. Meister wird man nicht allzu oft, schon gar nicht jedes Jahr. Das muss man einmal erleben, und das ist auch das, was hängen bleibt.
Macht erst die Meisterschaft diese Saison zu einer besonderen Saison?
Sicherlich. Wir hatten vor der Saison das Ziel Oberliga-Aufstieg ausgegeben. Jetzt haben wir aber das Relegationsspiel erreicht, die Meisterschaft und den Kreispokal gewonnen und sind auch im Westfalenpokal weit gekommen. Deshalb ist das eine sehr besondere Saison für alle Beteiligten und ich denke, alles in allem haben wir das sehr souverän erledigt. Das macht mich schon sehr stolz.
Sie haben stets die Mannschaft, das Umfeld und die Leute im Hintergrund gewürdigt. Was bedeutet der Erfolg Ihnen denn persönlich?
Es ist meine erste Station als Seniorentrainer und ich weiß noch, dass es auch Vorbehalte gegen mich gab, als ich hier begonnen habe – als junger Trainer, der nie mehr gemacht hat, als eine C-Jugend zu trainieren. Es war vor zwei Jahren so, dass mir kaum jemand diese Aufgabe zugetraut hat.
Zumal Wattenscheid 09 nicht als einfaches Pflaster galt.
Das kommt auch noch dazu. Aber ich wusste, auf was ich mich einlasse. Und deshalb bin ich stolz auf das, was ich erreichen konnte und zufrieden damit, wie es schließlich gelaufen ist. Aber ich weiß auch, dass wir einige Steine aus dem Weg räumen mussten, um da zu stehen, wo wir jetzt stehen. Und das zu genießen.
Ist „genießen“ auch das Stichwort für die letzten beiden Meisterschaftsspiele?
Überhaupt nicht. Wir wollen diese beiden Spiele nicht auf die leichte Schulter nehmen. Schon in zwei Wochen steht die Relegation auf dem Programm und so lange wollen wir die Konzentration hoch halten, sonst bekommst du den Schalter nicht mehr rechtzeitig umgelegt. Denn plötzlich wartet Uerdingen, Velbert oder sonst wer auf dich. Wir werden die Zügel nicht schleifen lassen. Das kam aber auch aus der Mannschaft selbst, die will weiter Vollgas geben. Die große Rotation wird es deshalb auch nicht geben, wir wollen uns für die Relegation einspielen.
Ihre Worte auf der Jahreshauptversammlung am Montag klangen nicht danach, als würden Sie vor der Herausforderung Relegation in Ehrfurcht erstarren.
Wir haben in der Vorbereitung im Winter gegen viele Oberligisten gespielt und konnten da schon sehen, dass wir davon nicht weit weg sind. Ich sehe uns durchaus in der Lage, gegen solche, vermeintlich stärkere Mannschaften zu bestehen. Wir werden mutig sein und nach vorne spielen, denn ich glaube, dass in zwei Spielen alles möglich ist.
Ist es ein kleiner Vorteil, dass das Rückspiel in der heimischen Lohrheide stattfindet?
Es ist unser aller Wunsch, dass wir das Stadion vollmachen, denn ich glaube auf so ein Spiel hat Wattenscheid lange gewartet. Um eine tolle Kulisse zu bekommen, ist aber natürlich ein gutes Ergebnis im Hinspiel vonnöten. Wobei man relativieren muss: Sollte wirklich Uerdingen kommen, wird man sehen, ob es dann noch ein echtes Heimspiel für uns ist, denn die können auch einiges mobilisieren. Aber wir nehmen es wie es kommt, vielleicht ist es gegen Bergisch-Gladbach vom Kopf her sogar schwieriger. Ich freue mich einfach darauf, es ist wirklich etwas Besonderes, solche Spiele bekommst du in deinem Leben nicht allzu oft. Das ist das Tüpfelchen auf dem I der Saison. Und sollte es dann negativ für uns ausgehen, ist am Ende keiner von der Saison enttäuscht, allenfalls von dem Ergebnis in der Relegation.
Inwiefern beschäftigen Sie sich schon mit den möglichen Gegnern?
Wir werden alle möglichen Gegner mindestens zwei mal selbst gesehen haben, wir haben Leute, von denen wir Infos bekommen, wir sind unterwegs. Glauben Sie mir: Wir werden vorbereitet sein.