Er ist eines der absoluten Urgesteine der hiesigen Fußball-Szene, hat in etlichen Vereinen des Reviers und an der Grenze zum Ruhrgebiet in vorderster Front gestanden. Am Sonntag ist Jürgen Wellmann, derzeit Sportlicher Leiter beim TuS Hordel, 60 Jahre alt geworden. Mit gut 50 Freunden und Bekannten feierte er gestern Abend im Sportler-Treff Wanne-Eickel in seinen Ehrentag hinein, doch am Nachmittag wird er wieder an seinem Lieblingsplatz, im Stadion, stehen.
In RevierSport blickt der am 20. August 1948 in Bassum bei Bremen geborene und schon im Kindeslater mit seinen Eltern nach Herne gezogene Wellmann, zu dessen Trainer-Stationen unter anderem Schalke 04, die STV Horst-Emscher, der VfL Gevelsberg, Union Solingen und der FC Remscheid gehören, auf ein bewegtes Leben zurück.
Jürgen Wellmann, zu etwas höheren runden Geburtstagen fragt man gewöhnlich, ob der Jubilar alles noch einmal so machen würde, wenn er das Rad der Zeit zurückdrehen könnte. Wie ist das bei Ihnen?
Zumindest für den Bereich des Sports auf jeden Fall. Der Fußball hat mir in meinem Leben alles gegeben, die enttäuschenden Phasen vergisst man irgendwann und wenn man zurückblickt, überwiegen die vielen schönen Dinge. Wer einmal so mit dem Fußball infiziert ist wie ich, der kommt davon nicht mehr los, auch wenn dabei zwei Ehen und eine langjährige Beziehung gescheitert sind.
Warum kennt man den Trainer Jürgen Wellmann gut, weiß aber nichts über den Fußballer?
Meine spielerischen Fähigkeiten waren absolut beschränkt, das gebe ich gerne zu. Am 1. April 1953 bin ich Westfalia Herne beigetreten, das war mein erster Verein. Von der Schüler bis zur Senioren-Mannschaft habe ich am Schloss Strünkede gekickt. Ich war Abwehrspieler und habe leider einigen Gegnern die Knochen kaputt getreten.
Welche war Ihre erste Trainer-Station?
Schalke 04. 1978 habe ich mit unter anderem Ottmar Hitzfeld in der Sportschule Hennef unter Karl-Heinz Heddergott die Trainerausbildung absolviert. Mit Fahrudin Jusufi zusammen habe ich die Schalker A-, B- und C-Jugend betreut, hatte damals so Talente wie Wolfram Wuttke, Sascha Jusufi und Michael Opitz unter meinen Fittichen. 1981 sollte ich eigentlich die Amateure übernehmen, aber dann kam ich mit Rudi Assauer nicht klar und bin nach Horst gewechselt.
Der Anfang einer langen Reise...
Das stimmt! Bei der STV habe ich Peter Neururer trainiert, doch in Horst hielt es mich nicht lange. Es folgten der VfL Gevelsberg, der SSV Hagen, Wermelskirchen 09, Union Solingen, der VfB und später der Fusionsverein FC Remscheid, noch einmal Gevelsberg und Remscheid. Das ist schon etwas verwunderlich, einige Clubs haben mich gleich zwei Mal geholt, also muss meine Arbeit nicht ganz so schlecht gewesen sein.
In Hordel übernahmen Sie 1995 erstmals den Trainerposten, sind zehn Jahre später in die Heide zurückgekehrt. Der Kreis hat sich nun geschlossen, oder?
So sehe ich es auch. Der Club ist nach dem Abstieg aus der Oberliga etwas ins Trudeln geraten und ich wollte meinem Freund Heinrich Müntefering helfen. Wir haben ein schwieriges Jahr hinter uns, aber ich denke, auf Dauer hat der TuS die Strukturen für die Oberliga.
Sie haben in diesem Sommer das Kommando an Jürgen Meier übergeben und wirken als Sportlicher Leiter mehr im Hintergrund. Ist die Zeit des Trainers Jürgen Wellmann vorbei?
Ach, man soll nie nie sagen. Ich bin ja nach wie vor nah an der Mannschaft, allerdings lassen es meine Knochen nicht mehr zu, dass ich mich jeden Tag bei Wind und Wetter auf den Platz stelle. Jürgen ist ein junger Mann, der das richtig gut macht, zusammen sind wir ein gutes Team. Und ich persönlich werde zwar älter, aber wenn man, wie ich, nach wie vor mitten im Geschehen ist, dann wird man nicht alt.
Interview: Heiko Buschmann