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SC HASSEL: Heinz Stork will „gehen, wenn es noch bedauert wird“

SC HASSEL: Heinz Stork will „gehen, wenn es noch bedauert wird“
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Jeden Vormittag fährt Heinz Stork von seinem Wohnort Dorsten zum Hasseler „Lüttinghof“. Dort verrichtet der Geschäftsführer des örtlichen Sport-Clubs gemeinsam mit seinem Stellvertreter Günter Radke die alltäglichen Dinge, die bei einem höherklassigen Amateur-Fußball-Verein so anfallen.

Jeden Vormittag fährt Heinz Stork von seinem Wohnort Dorsten zum Hasseler „Lüttinghof“. Dort verrichtet der Geschäftsführer des örtlichen Sport-Clubs gemeinsam mit seinem Stellvertreter Günter Radke die alltäglichen Dinge, die bei einem höherklassigen Amateur-Fußball-Verein so anfallen.

Noch, denn nach 33 Jahren in dieser Funktion wird Stork bei der Jahres-Hauptversammlung am 22. März sein Amt niederlegen. Mit ihm sowie Radke und Hauptkassierer Jürgen Krautwald tritt in Hassel der letzte Teil der „alten“ Vorstands-Garde ab, nachdem zuvor der Vorsitzende Uwe Martin und Fußball-Abteilungsleiter Horst Bitter aus gesundheitlichen Gründen ins zweite Glied gerückt waren. RevierSport unterhielt sich mit dem 63-jährigen Stork über den SC Hassel von damals und heute.

Herr Stork, was sind die Beweggründe für Ihren Rücktritt? 33 Jahre sind eine lange Zeit. Als ich damals das Amt übernommen und mir den Vorstand des Fußball-Kreises Gelsenkirchen und des westfälischen Fußball-Verbandes angeschaut habe, staunte ich, dass dort viele alte Leute das Sagen haben. Jetzt bin ich selbst in diesem Alter. Man muss irgendwann den Punkt finden, dass die meisten es bedauern, dass man geht. Es kann auch der Moment kommen, dass gesagt wird: Jetzt wird’s aber Zeit, dass er geht.

Zweifelsohne wird Ersteres der Fall sein, weil in Hassel eine Ära zu Ende geht. Wie schwer wird es Ihnen trotzdem fallen, in sechs Wochen dieses Kapitel zuzuschlagen? Ich habe das mit langem Vorlauf angekündigt und bereits im Februar letzten Jahres mitgeteilt, dass ich für dieses Amt nicht mehr zur Verfügung stehen werde. In den letzten drei, vier Monaten habe ich den Eindruck gewonnen, dass nun jüngere Leute mit großem Engagement Verantwortung übernehmen wollen.

Zum Beispiel Carsten Terboven, der Ihnen als Geschäftsführer folgen soll! Genau! Ich hatte schon vor mindestens fünf, sechs Jahren gesagt, dass ein Verein in unserer Größenordnung einen Juristen im Vorstand haben müsste. Es kommen so viele Dinge auf uns zu, die man als Laie gar nicht so schnell bewältigen kann. Mit Carsten Terboven haben wir einen Fachmann für diesen Bereich gefunden und darüber freue ich mich sehr.

Mit Dirk Teimel und dem Rückkehrer Thomas Kortmann wollen zwei ehemalige Hasseler Spieler Vorstandsarbeiten übernehmen. Wie wichtig ist das für den Verein? Dass ein Generationswechsel anstand, war klar. Ganz egal, ob es in diesem oder nächsten Jahr sein musste. Es kann dem SC Hassel nichts Besseres passieren, dass jüngere Leute in den Vorstand aufrücken. So lange diese Jobs unbezahlt, sprich ehrenamtlich sind, wird es für jeden Verein immer schwieriger, Menschen für diese Tätigkeiten zu gewinnen.

Wenn man in alten Vereinszeitungen stöbert oder auf der Internetseite des Clubs die Chronik des SCH liest, kommt der Name Heinz Stork nicht oft vor – zumindest nie in einer aktiven Rolle. Warum haben Sie nie selbst in Hassel gespielt? Tja, ich hatte selbst viel Spaß am Fußball und habe auf der Straße gekickt, aber nie organisiert im Verein. Ich bin kurzsichtig und hätte auch beim Sport immer eine Brille tragen müssen. Daher haben meine Eltern untersagt, dass ich in den Club gehe. Mein Vater war auch ein Sachkenner des Fußballs. Ganz ehrlich: Bei all meiner Begeisterung war auch das Talent nicht vorhanden. Aktiv im Verein habe ich nur Tischtennis und Tennis ausgeübt, aber da war ich schon Funktionär in der Fußball-Abteilung. Die Spiele des SC Hassel aber habe ich schon als Kind gesehen. Ich kann mich noch heute an Partien aus dem Jahre 1948 am Katharinawäldchen und an Spieler wie Walter Klimmek erinnern.

Wie hat sich der Fußball in dieser langen Zeit verändert? Früher wurde in den höchsten Amateur-Klassen noch für Kartoffelsalat und Würstchen gespielt. Die Spesen lagen bei acht Mark für einen Heimsieg und 14 Mark für ein Auswärtsspiel, das waren die einzigen legalen Zuwendungen, die möglich waren. Heute sind auch im Ober- oder Verbandsliga-Bereich Zahlungen in unbegrenzter Höhe legitimiert, so lange es sich der entsprechende Verein leisten kann. Der Amateurgedanke ist da gar nicht mehr vorhanden.

Und aus Funktionärs-Sicht? Die Aufgaben sind immer vielfältiger geworden. Ob es in den letzten Jahren die Wirtschaftlichkeits-Prüfung für die Erteilung der Oberliga-Lizenz war oder die Abrechnungen mit den Krankenkassen sind: Normalerweise braucht ein Club mit unseren Strukturen nicht nur einen Juristen, sondern auch einen Steuerberater. Den einen haben wir mit Terboven bereits, das andere klappt vielleicht auch noch.

Der Aufwand wird immer größer, die Resonanz in der Öffentlichkeit dagegen immer kleiner. Sonntags spielt der SC Hassel vor fast Hand verlesenem Publikum! Ja, leider ist das so. Während unserer vorletzten Oberliga-Zugehörigkeit von 1987 bis 1991 hatten wir noch 1.000 Zuschauer im Schnitt, in der vergangenen Saison waren es nur noch gut 200. Je näher man geographisch an einen Fußball-Tempel wie Schalke sein Zuhause hat, umso mehr spürt man als kleiner Verein die Auswirkungen. Die Leute entfachen dort eine ganz andere Begeisterung, weil sie sich unterhalten fühlen. Und bei uns? In Hassel wird wohl viel über den SC gesprochen, aber das sind nicht die Leute, die sonntags zum Lüttinghof kommen.

Und in der Situation wächst mit YEG Hassel sogar noch in der unmittelbaren Umgebung ein Konkurrent, der dem traditionsreichen Sport-Club bald den Rang ablaufen könnte! Ich bin erstaunt, dass die so früh die Regionalliga als Ziel angeben. Die spielen jetzt in der Bezirksliga, sind gerade auf dem besten Weg in die Landesliga. Bei der Mannschaft dürfte auch die und selbst die Verbandsliga kein Problem sein. Aber die Regionalliga? Das ist für mich bezahlter Fußball, das ist schon ein großer Schritt. Man kann und sollte aber keinem Verein neiden, dass er sich hohe Ziele setzt. Ob die Strukturen wirklich dafür geschaffen sind, wird man erst noch sehen.

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