Die Nachricht kommt überraschend. Christian Hampel ist als Spieler-Trainer des SSV Hagen entlassen worden. "Er wird nur noch als Akteur weiter machen", berichtet Manager Uwe Rösner. "Christian hat hier eine tolle Arbeit abgeliefert. Es ist keine negative Entscheidung gegen seine Person."
Warum dann der Wechsel? Rösner erklärt: "Zum einen hat Christian keine Lizenz. Zum anderen auf Druck der Sponsoren. Unsere Geldgeber haben darauf bestanden, einen echten Coach an der Seitenlinie zu haben." Die Geschicke des momentanen "Vizes" wird ab Januar Nissim Beniesch führen. Der Bulgare trainierte zuletzt den nordrheinischen Oberligisten Yurdumspor Köln. "Er hat sehr gute Referenzen, ein erstklassiger Fachmann", stattet Rösner seinen Neuen mit Vorschuss-Lorbeeren aus.
Dass sich der Club mit dieser Entscheidung auf dünnem Eis bewegt, ist Rösner klar. "Wir haben auf jeden Fall etwas falsch gemacht. Wenn der sportliche Erfolg ausbleibt, fragen alle, warum wir Christian entlassen haben. Steigen wir auf, haben uns die Sponsoren diese Maßnahme diktiert." Eine besondere "Duftmarke" hat die finanzpotente Kette Douglas gesetzt. "Wir lassen uns nicht reinreden", wehrt sich Rösner gegen eine Einflussnahme der Geldgeber, macht aber auch klar, dass "wir auf die Euros angewiesen sind."
Seit Saison-Beginn kursieren rund ums "Ischeland-Stadion" Gerüchte, die Hagen in ein schlechtes Licht rücken. "Unsinn, wir haben keine Probleme", dementiert der Funktionär. "Wir werden pünktlich zum 28. Februar unsere Lizenz-Unterlagen für die Oberliga einreichen. Spätestens dann dürften alle Kritiker verstummen." Im Hinblick auf das Lizenzierungs-Verfahren könnte die Maßnahme, Beniesch zu installieren, doppelten Wert haben. Der ehemalige Kölner butterte auch in der Domstadt als Sponsor ordentlich dazu. Brauchen die Hagener doch Geld?
Beniesch hat sich nach seiner Vertrags-Unterzeichnung erst einmal in den Urlaub verabschiedet. Zum Trainings-Auftakt am 11. Januar wollen die Verantwortlichen dann auch seinen Co-Trainer präsentieren. "Die Gespräche laufen", skizziert Rösner. Dieter Epstein, seines Zeichen Übungsleiter des SCB Viktoria Köln, hat dem SSV bereits eine Absage erteilt.
Dass seine Mannschaft derart im Fokus steht, sieht Rösner gelassen. "Ein Team, das solche Möglichkeiten hat wie wir, wird immer gejagt. Das sieht man doch auch an Bayern München. Aber jetzt ist erst einmal Herne der Gejagte. Die stehen oben, wir müssen erst einmal in Lüdenscheid gewinnen", kommt Rösner die erneute Spielabsage nicht gelegen. "Wir finden es schön, uns mit Herne und Oestrich messen zu können. Für die Fans ist ein Dreikampf doch viel interessanter als ein Durchmarsch. Wir müssen am Ende nur die Nase vorne haben." Folglich ist die Oberliga ein Muss? "Sollte es nicht klappen, ist es kein Genickbruch. Dann versuchen wir es im nächsten Jahr wieder. Aber natürlich wollen wir aufsteigen."
Wie Christian Hampel, der sich am Freitag nach Ägypten verabschiedete, mit dieser Situation umgeht, erzählt der "Geschasste" im RS-Gespräche auf dem Weg ins Hotel. Herr Hampel, haben Sie noch Lust auf Urlaub?
Ich hatte eine Ahnung, aber die Entlassung als Trainer kam wie aus heiterem Himmel. Es ist unverständlich, die Gründe sind Quatsch. Dass potenzielle Sponsoren lieber einen renommierten Trainer haben wollen, ist unlogisch. Geldgeber wollen Erfolg. Und den hatte ich. Besser geht es doch kaum. Durch diese Aktion ist die Glaubwürdigkeit des Vereins aber angekratzt worden. Ein Punkt, der den Sponsoren auch wichtig ist.
Fühlen Sie sich degradiert?
Ja. Das war dumm. Die Herrschaften können damit nur verlieren, weil es Unruhe gibt. Wenn ich am Saisonende nach dem Aufstieg abgesetzt worden wäre, hätte ich es verstanden. So ist es Mumpitz.
Normalerweise müssten Sie den SSV ganz verlassen, oder?
Abwarten. Es ist alles sehr frisch, ich habe als Spieler noch einen Vertrag bis Saisonende. Ich werde mir im Urlaub meine Gedanken machen. Auf jeden Fall wurde ich verarscht und ausgenutzt.