Das EM-Aus der Deutschen Nationalmannschaft wird in den Fußballkreisen heftig diskutiert. Auch Holger Floßbach, Trainer der SG Herten-Langenbochum, hat sich eine Meinung gebildet. "Ich wäre mit dieser Mannschaft nicht ausgeschieden", will sich "Floßi" nicht falsch verstanden fühlen. "Ich hätte einfach mehr auf unseren Nachwuchs gesetzt. Ein Jens Nowotny, der nicht einmal rund läuft, hätte unter meiner Regie nicht gespielt."
Sein Konzept: "Mit Torsten Frings auf der rechten Seite an Stelle von Bernd Schneider. Philipp Lahm auf links und zwei Spitzen." Aber vorne garantiert ohne Fredi Bobic. "Der sitzt schon in Berlin nur auf der Bank. Was will der dann im internationalen Vergleich?", hat Floßbach die Sturmmisere des Teams von Rudi Völler fokussiert. "Was der gebracht hat, mache ich mit 110 Kilo."
Der Skandinavien-Fan, der noch kein EM-Match verpasst hat, skizziert die Unterschiede zu den Spitzen-Mannschaften. "Der Spielaufbau ist bei uns viel zu langsam. Nur wenn sich Bastian Schweinsteiger, Lahm oder Michael Ballack eingemischt haben, wurde es für die Gegner gefährlich. Warum hat Rudi nicht mehr auf die Jugend gesetzt? Schließlich hat auch Lukas Podolski in seinen paar Minuten mehr geleistet als Bobic."
Während sich Floßbach noch über das Ausscheiden ärgert, spuken aber auch Hertens-Existenz-Ängste in seinem Hinterkopf. Am Montag wird die Ligen-Einteilung der westfälischen Verbandsligen bekannt gegeben. "Bisher wollte kein Club freiwillig in die Staffel I", verfügt der Coach über konkrete Informationen. "Wenn uns der Verband in diese Klasse einteilt, ist es unser Todesurteil. In der Gruppe II haben wir acht Derbys im Umkreis von 20 Kilometern. In I haben wir keine Fahrt unter 100 Kilometern. Das ist für uns wirtschaftlich nicht tragbar." Sollte der schlimmste Fall wirklich eintreten, "müssten wir uns sogar einen Rückzug in die Bezirksliga überlegen", malt Floßbach schwarz. "Aber ich glaube nicht, dass die Verantwortlichen wirklich so weit gehen werden."
Bleibt für die SG nur zu hoffen, dass sie nicht das gleiche blaue Wunder erlebt, wie die deutschen Fußball-Fans in Portugal.