Die geplante Unterredung mit dem Hauptvorstand hatte jedoch nicht stattgefunden. „Da bin ich nach Hause gegangen, aber noch nicht mit einem unguten Gefühl.“ Das sollte sich am nächsten Nachmittag ändern. „Der Lokalredakteur der Iserlohner Kreiszeitung rief bei mir an und informierte mich über die Pressemitteilung des Vereins.“
In der gab die Klubführung Gehrmanns Entlassung bekannt. Über dieses Vorgehen ist der Betroffene auch Tage später „noch mehr überrascht als enttäuscht“. Seinen Groll kann er dann aber doch nicht ganz verhehlen: „Ich ärgere mich maßlos über diesen Stil. Eine Entlassung kann einen immer treffen, aber die Art und Weise ist unterste Schublade. Bis Sonntag hat sich keiner bei mir gemeldet.“
Über den offiziellen Grund seiner Demission kann sich der Geschasste „nur kaputtlachen“: „In der jüngeren Vergangenheit gab es zwischen den Verantwortlichen des Vereins und dem Trainer zunehmend Uneinigkeit bezüglich der Grundausrichtung und Philosophie des Vereins“, heißt es auf der Internetseite der Borussen.
Holger Gehrmann hat nach seiner Entlassung einen dicken Hals (Foto: mmb).
Gehrmann vermutet, dass andere Dinge den Ausschlag gaben: „Zu gegebener Zeit kann man darüber sicher noch einmal reden, im Moment möchte ich das nicht. Das Einzige, was ich mir vorzuwerfen habe, ist die falsche Wortwahl, als es im Winter um die Einschätzung der Torwartleistung ging.“
Statt schmutzige Wäsche zu waschen, will der 48-Jährige lieber eine Lanze für seine Zunft brechen. „Man muss sich nur einmal ansehen, was Jürgen Wielert mit Erkenschwick in dieser Saison erreicht hat. Aber wenn man drei Mal verliert, dann darf man meistens gehen. Der Dumme ist am Ende immer der Trainer. Wir machen unsere Lizenzen – vielleicht sollte man so etwas für Präsidiumsmitglieder auch einführen.“
Gehrmann sieht sich, da er auf Einhaltung des mündlich bis zum 30. Juni verlängerten Vertrags besteht, nun plötzlich als „Abzocker“ hingestellt. „Meines Erachtens steht mir eine Abfindung zu. Immerhin ist Borussia Dröschede wirtschaftlich ein gesunder Verein.“ Wobei: „Ich mach den Trainerjob doch nicht wegen des Geldes, sondern weil ich geil auf Fußball bin.“ Trotzdem wird sich „ein befreundeter Anwalt“ noch mit der Sache befasssen.
Der A-Lizenz-Inhaber selbst kann sich nach dem jüngsten Frust auch gut mit einer längeren Pause anfreunden: „Der Zeitpunkt, sich nun nach etwas Neuem umzusehen, ist ja auch denkbar ungünstig. Ich hätte null Probleme damit, für ein Jahr Pause zu machen.“ Ganz abgeschlossen hat er mit seinem alten Arbeitgeber aber noch nicht: „Die Entwicklung der Mannschaft werde ich weiter beobachten, da sind super Jungs dabei.“