Wenn der Schiedsrichter nach einer Partie im Mittelpunkt steht, ist das selten ein gutes Zeichen. Beim Auswärtsauftritt von Rot-Weiss Essen im Kölner Südstadion gegen Bayer Leverkusen II war genau dies der Fall. Schon zuvor gab es die ein oder andere strittige Entscheidung, inklusive einem möglichen Elfmeterpfiff für RWE. Aber erst die letzte Szene hatte es so richtig in sich. Nachdem Dirk Heinzmann noch am Leverkusener Keeper gescheitert war, stocherte Sebastian Stachnik den Ball über die Linie. Grenzenloser Jubel bei den gut 1.000 mitgereisten Essener Fans, Stachnik musste fürchten, unter einem Berg aus jubelnden Teamkollegen begraben zu werden. Denkste! Zwar hatte der Referee Thorben Siewer den Treffer bereits anerkannt, sein Assistent hatte allerdings etwas dagegen. Gleichzeitig die letzte Aktion des Spiels.
„Über den Schiedsrichter will ich aber gar nicht viele Worte verlieren. Denn eigentlich bin ich mit dem Punkt zufrieden. Es hätte auch für drei reichen können, aber bei uns haben im taktischen Bereich noch fünf bis zehn Prozent gefehlt. Wir waren zwar dominant, aber eben nicht souverän. Wir können sicherlich noch weiter in der Tabelle klettern, aber gegen Leverkusen war es schwer für uns“, räumte RWE-Trainer Uwe Erkenbrecher ein.
Das Trainerduo Ralf Aussem (links) und Uwe Erkenbrecher (Foto: mmb).
Zu oft suchten die Essener ihre einzige Sturmspitze Sascha Mölders und in langen Bällen ihr Heil. Zudem tappte die „Nummer neun“ in schöner Regelmäßigkeit in die Leverkusener Abseitsfalle. Außerdem fand auf den Flügeln zu wenig Bewegung statt, das Meiste geschah durch die Mitte. „Da müssen wir vielleicht noch ein Mal öfter ablegen, bevor wir den tödlichen Pass spielen“, glaubt die andere Trainerhälfte Ralf Aussem. Wenigstens defensiv stimmte die Leistung bis zur Pause noch. Allein Björn Kluft tat mit den Essenern was er wollte, jedoch beschränkten sich die Hausherren auf Konter. „Das haben wir in der Halbzeit klar angesprochen, daher hat es mich ein wenig geärgert, dass wir uns taktisch nicht immer gut verhalten haben“, bemängelte Erkenbrecher.
So hatten die Gäste in Durchgang zwei nicht nur mit ihrer Chancenverwertung, sondern plötzlich massiv mit dem Gegner zu kämpfen. Alleine RWE-Keeper André Maczkowiak war es zu verdanken, dass die Rot-Weissen in dieser Phase nicht auch noch in Rückstand gerieten. Alleine Sascha Marquet tauchte zwei Mal frei vor Maczkowiak (49., 50.) auf. Spätestens mit Marius Schultens (60.) Riesengelegenheit aus fünf Metern hätten die Gastgeber in Führung gehen müssen.
So bleibt am Ende ein Punkt mit fadem Beigeschmack. Die Trauer um zwei möglicherweise verschenkte Punkte. Erkenbrecher forderte aber bereits kurz nach dem Abpfiff schon wieder positives Denken. „Der Plan war, aus diesem Spiel und der Begegnung gegen Münster vier Punkte zu holen. Jetzt müssen wir eben zuhause gewinnen.“ Ein Schicksalsspiel? „Ein schönes“, zwinkert Aussem.