Es könnte alles so einfach sein, doch wir haben es mit Rot-Weiss Essen zu tun. Die Voraussetzungen, in der Englischen Woche den verpatzten Saisonstart deutlich aufzuhübschen, waren mehr als günstig. Spätestens nach der Verl-Partie waren die 6.600 Zuschauer an der Hafenstraße auch durchaus in Geberlaune was Kredit und Unterstützung anging. Hätte RWE mit einem "Dreier" gegen den Aufsteiger den vermeintlichen Aufwärtstrend bestätigt, die Woche hätte in Bonn äußerst harmonisch ausklingen können. Doch 90 Minuten später ist das Klima an der Hafenstraße wieder deutlich aufgefrischt.
Denn - um es kurz zu machen - Rot-Weiss Essen verstand es erneut nicht, einen defensiv ausgerichteten Gegner spielerisch zu bezwingen. Und wieder mal gab es das alte Leid mit den Torchancen und ihrem Nutzen zu beklagen: Sascha Mölders (27.) kam völlig frei zum Kopfball, hatte allerdings Pech, dass er nur den Düsseldorfer Schlussmann Maximilian Schultze-Niehues traf. Viel mehr gab es dann aber auch nicht zu notieren, allenfalls auf Düsseldorfer Seite. Ben Abelskis Versuch (30.) konnte RWE-Keeper Robin Himmelmann gerade noch so um den Pfosten lenken. Spätestens nach Erkan Aris Lattenkopfball (63.), vor dem Himmelmann wiederum alles andere als gut aussah, hätten sich die Hausherren über einen Rückstand nicht beschweren dürfen.
Auf der anderen Seite hatte die Mannschaft von Teamchef Thomas Strunz zwar jede Menge Ballbesitz zu verzeichnen, machte daraus allerdings herzlich wenig. Anders die Gäste: Nach dem Marcel Gaus bereits einen Strafstoß hätte bekommen können (63.), besorgte er zehn Minuten später eben aus dem Spiel heraus das 1:0 für die Landeshauptstädter.
Wirklich beschweren mochte sich über das Resultat niemand. Denn irgendwie erinnerte das Ganze viel zu sehr an die blassen Auftritte gegen Saarbrücken und auf Schalke. "Wir haben gegen Verl viel aufgebaut und jetzt wieder viel kaputt gemacht", räumte Strunz folgerichtig ein. Bleibt die Frage nach dem Warum: „Nach einer guten ersten Halbzeit haben wir das Spiel nach dem Doppelwechsel in der zweiten Halbzeit völlig aus der Hand gegeben. Die Mannschaft hätte viel enger und kompakter stehen müssen, das ist uns schon mal passiert und da muss nun auch ein Lernprozess stattfinden. Zudem sind wieder daran gescheitert, dass wir unsere Möglichkeiten nicht nutzen konnten."
Fortuna-Coach Goran Vucic hatte nach dem Sieg dagegen allen Grund zur Euphorie, schließlich übernimmt sein Team mit dem Sieg erstmal die Tabellenführung: "Wir sollten nicht zu viel feiern, denn wir haben am Freitag schon wieder ein schweres Spiel gegen Münster. Aber ich muss dennoch sagen: Kompliment an meine Mannschaft. Elf Punkte aus fünf Spielen sind für einen Neuling eine hervorragende Ausbeute.“
Rot-Weiss Essen muss dagegen fürchten, den Anschluss an die Spitzenplätze zu verlieren und steht am kommenden Sonntag in Bonn schon wieder gewaltig unter Zugzwang. Um in der ehemaligen Bundeshauptstadt zu bestehen, ist allerdings eine deutliche Steigerung vonnöten.