Denn nach einem chaotischen Jahr in der Profi- und der Nachwuchsabteilung der Gelsenkirchener rücken kurz vor dem Saisonschluss auf einmal alle Beteiligten eng zusammen. Für die Regionalliga-Reserve soll das den richtigen Kick im Kampf um den Klassenerhalt in der Regionalliga geben. Und nach dem ersten Dreier nach zuvor acht Spielen in Folge mit nur einem einzigen Punktgewinn ist auf Schalke die Hoffnung wieder groß, den Sturz in die Bedeutungslosigkeit des fünft- oder sogar sechstklassigen Fußballs doch verhindern zu können. „Ich freue mich riesig, das war ein verdienter Sieg“, strahlte Oliver Ruhnert.
Erst am Montag dieser Woche hatte der 37-Jährige das Ruder von seinem beurlaubten Vorgänger Markus Högner übernommen. Zusammen mit dem nun mit ihm gleichberechtigten vorherigen Assistenten Sven Kmetsch hatte er die junge Truppe auf den dringend benötigten Sieg eingeschworen. Und dabei offensichtlich die richtigen Worte gefunden.
Denn sechs Tage nach der zwar guten Leistung, aber dem ernüchternden Ergebnis beim 1:2 in Köln wollten sich die Schalker gegen Trier nicht erneut in ihr Schicksal ergeben. Als Christian Erwig bereits in der 5. Minute einen Steilpass von Florian Thorwart auf halbrechts erlief und trocken zum 1:0 aus 15 Metern vollendete, deutete schon alles auf den überlebenswichtigen Erfolg am drittletzten Spieltag hin. „Wenn ich vor dem Kasten nachdenke, dann wird das meistens nichts. Aber in der Szene habe ich nur einmal kurz geguckt, wo der Torwart steht und habe dann flach abgezogen. Das passte“, schilderte der S04-Stürmer die gelungene Aktion.
Doch weil die Königsblauen fast 80 Minuten brauchten, um einen zweiten Ball im Kasten von SVE-Keeper Assen Alexov zu verstauen, gingen auf dem Platz und am Spielfeldrand viele Nerven verloren. Der bärenstarke Erwig mit zwei Kopfbällen (20., 32.) und Danny Latza (74, allein und frei vor Alexov) vergaben ihre guten Möglichkeiten, ehe der frisch eingewechselte Marc Lorenz einen weiteren Konter zum 2:0 abschloss. „Das war natürlich ein toller Moment für mich“, strahlte der Linksfuß, der sich beim Jubellauf hin zur Schalker Fankurve des Trikots entledigte und die prompt folgende Gelbe Karte durch Schiedsrichter Thomas Gorniak billigend in Kauf nahm. „Ach, das ist egal, ich bin ja zum Glück nicht nächste Woche in Cloppenburg gesperrt“, lachte Lorenz.
Nicht so gut drauf war Triers Coach Mario Basler. Der Europameister von 1996 musste mit seiner Elf die dritte Niederlage in Folge hinnehmen und war nur froh, dass sich die Moselstädter schon längst gerettet hatten. „Der Sieg der Schalker geht in Ordnung, denn sie waren die klar bessere Mannschaft. Weil uns nichts mehr passieren kann, haben wir mit der Saison abgeschlossen. In dieser Verfassung werden wir nicht mehr viele Punkte holen“, unkte „Super-Mario“, dessen Konzentration ganz dem Rheinland-Pokalfinale am 10. Juni gegen den Oberligisten SV Roßbach gilt.
Schalke muss sich noch zweimal 90 Minuten für den Klassenerhalt strecken, das in den Duellen gegen die unmittelbaren Konkurrenten Cloppenburg und Worms. Denn so schön die Freude über den überlebenswichtigen Dreier war: Kmetsch war der Erste, der die Kicker an genau dieses Detail erinnerte. Nach dem Abpfiff versammelte der Ex-Profi die Spieler zu einem Kreis auf dem Rasen und redete ihnen ins Gewissen. „Jungs, ich bin stolz auf Euch und ziehe den Hut vor jedem Einzelnen für diese Leistung. Aber das war erst der erste Schritt, wir haben noch zwei ganz schwierige vor uns“, appellierte Kmetsch ans Schalker Team.
Auch er weiß, dass die Truppe dazu in der Lage ist, auch die letzten beiden Schritte zu gehen. Wenn sie so will, wie an diesem Freitagabend in Wanne.