Marcus Uhlig ist seit sieben Wochen eine Art Hospitant bei Rot-Weiß Oberhausen - mit der Aussicht auf den Vorstandschefposten.
Denn wenn alles nach Plan läuft - und beide Parteien sich einig sind - dann wird der 53-jährige langjährige Chef von Rot-Weiss Essen wohl am 20. Januar 2025 zum RWO-Vorstandsvorsitzenden ernannt.
Aktuell verschafft sich Uhlig ein genaues Bild von und rund um Rot-Weiß Oberhausen. RevierSport hat mit Uhlig gesprochen.
Marcus Uhlig über...
... seine Eindrücke von der RWO-Geschäftsstelle und seine Aufgaben: "Ich habe in meiner bisherigen Zeit ein kleines, aber unglaublich engagiertes Geschäftsstellen-Team kennengelernt. Ich habe auch schon angefangen, mitzuarbeiten. Schwerpunkt war bislang mitzuhelfen, die laufende Saison durchzufinanzieren und auch das Türkei-Trainingslager im Januar 2025 zu realisieren. Zudem stellen wir gerade gemeinsam ein Konzept auf, dass dieser Verein realistisch die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, mittelfristig den Sprung in die 3. Liga zu schaffen. Das möchte ich jetzt nicht als Ziel für 2025/2026 ausrufen. Aber auf Basis der aktuellen Mannschaft soll RWO in der nächsten Saison mit gezielten Verstärkungen schon oben mitspielen."
Ganz RWO besteht operativ eigentlich nur aus einer Handvoll Mitarbeitern. Das ist das Kern-Team. Deshalb sind in der Vergangenheit auch viele gute Ideen und Ansätze liegengeblieben. Umso mehr Respekt habe ich davor, dass und wie sie das bisher gemeistert haben. Jetzt geht es darum, das Ganze größer zu machen
Marcus Uhlig
... seine Sicht auf RWO als RWE-Boss und aktueller Hospitant: "Als ich noch bei RWE war, habe ich mir immer gedacht: ´Respekt, wie RWO das Jahr für Jahr schafft, mit geringen Mitteln in der Regionalliga oben mitzuspielen´. RWO war wirtschaftlich immer auf Kante genäht und doch haben sie es stets geschafft, eine schlagkräftige Truppe aufs Feld zu schicken. Im Sommer 2024 gab es dann noch einmal einen drastischen finanziellen Einschnitt, was vor allem Auswirkungen auf das Budget für die Mannschaft hatte. Und aus dieser Not hat RWO eine Tugend gemacht. Sie haben mit Dennis Lichtenwimmer einen richtig guten sportlichen Leiter verpflichtet und ein neues Trainerteam mit Sebastian Gunkel an der Spitze aufgebaut, was sich ebenfalls längst als Glücksfall entpuppt hat. Der Kader wurde gut zusammengestellt. Das sind ehrgeizige und willige Jungs. Sportlich ist RWO vieles gelungen. Sie schicken wieder eine konkurrenzfähige Mannschaft ins Rennen. Netto-Botschaft: RWO hat - wieder einmal - das Beste aus seinen begrenzten Mitteln gemacht."
... die finanziellen Möglichkeiten und Probleme von RWO: "Ich habe schnell verstanden, wie Rot-Weiß Oberhausen wirtschaftlich funktioniert. Diese Saison ist mittlerweile zwar durchfinanziert. Das war sie aber bis vor kurzem noch nicht. Und in der jüngeren Vergangenheit war sie das in Oberhausen zu diesem Zeitpunkt eigentlich nie. RWO ist ein Verein in der Stadt, der lange nicht so eine große Nummer ist wie RWE in Essen. Ein wenig ist RWO das Stiefkind von Oberhausen. Der Verein geht jedes Jahr in eine Saison mit dem Wissen: wir müssen noch viele und große Löcher stopfen, um durchzukommen. So hat sich RWO die letzten Jahre durchlaviert. Hut ab davor. Aber auf Dauer ist das kein erfolgversprechendes Modell. Deshalb stelle ich mir die Frage: Wie kann der Verein mehr Geld generieren? Rot-Weiß Oberhausen hat kein Kosten-, dafür aber ein Einnahmeproblem. Da werden wir in den nächsten Wochen und hoffentlich Monaten ein neues Konzept mit vielen Ideen und Ansätzen präsentieren. Ich führe nahezu täglich zwei bis drei Sponsoren-Gespräche in Oberhausen. Ganz RWO besteht operativ eigentlich nur aus einer Handvoll Mitarbeitern. Das ist das Kern-Team. Deshalb sind in der Vergangenheit auch viele gute Ideen und Ansätze liegengeblieben. Umso mehr Respekt habe ich davor, dass und wie sie das bisher gemeistert haben. Jetzt geht es darum, das Ganze größer zu machen."
Es gibt in Oberhausen im Vergleich zu Essen zwar keine Dax-Konzerne, dafür aber sehr, sehr viele Mittelständler, die mal RWO-Sponsoren waren oder noch nie angesprochen wurden. Diese Ackerfläche müssen und werden wir beackern.
Marcus Uhlig
... die Unterschiede zwischen RWE und RWO - auf die Sponsorensuche bezogen: "Fußballvereine und Mannschaften im Sport funktionieren immer gleich: es geht um die Mannschaft, die Trainer, den Staff und um die Mitarbeiter dahinter. Ich habe mich ja auch jahrelang mit Rot-Weiss Essen in der Regionalliga bewegt. Deshalb kenne ich Gehaltsgefüge und Budgets auf dieser Ebene. Ich kann, glaube ich, ganz gut bewerten, was geht und was nicht geht, was man braucht und an welchen Schrauben gedreht werden muss, um voranzukommen. Ich weiß also vorher, worauf ich mich einlasse. Und deshalb schocken mich die RWO- im Vergleich zu den RWE-Zahlen - nicht. Hier geht es darum, dass man mit einem Low-Budget eine richtig gute Mannschaft zusammenstellt. Es wird ja nicht so sein, dass jetzt Marcus Uhlig kommt und fünf Großsponsoren mitbringt. Das geht nur im Team, mit viel Fleiß, sicherlich neuen Ideen und Geduld. Es wird darum gehen, aus den vielen Ideen sukzessive mehr zu generieren. Es gibt in Oberhausen im Vergleich zu Essen zwar keine Dax-Konzerne, dafür aber sehr, sehr viele Mittelständler, die mal RWO-Sponsoren waren oder noch nie angesprochen wurden. Diese Ackerfläche müssen und werden wir beackern."
Der neue Aufsichtsrat wird eine Mischung aus alt und neu. Bei RWO erkenne ich eine klare Fokussierung, ohne irgendwelche Eitel- oder Streitigkeiten
Marcus Uhlig
... seine möglichen ersten Schritte bei RWO als Vorstandschef: "Ich führe viele Gespräche mit Leuten aus dem Umfeld. Da höre ich immer wieder, wer früher mal Sponsor war, aber aktuell, aus den unterschiedlichsten Gründen, nicht mehr dabei ist. Aber: Viele schauen jetzt wieder neugierig hin und warten darauf, wieder angesprochen zu werden. Das ist nur ein Beispiel. Es müssen viele kleine Schritte getätigt werden, um einen großen Schritt nach vorne zu machen. Wir werden uns mit allen möglichen Erlös-Potenzialen beschäftigen und versuchen, diese nach und nach zu optimieren. Thema Merchandising. Thema Mitgliedschaft. Thema public Catering. Und, und, und. Wir werden nicht alles auf einmal angehen können, aber ich bin absolut überzeugt, auf Basis der guten sportlichen Stimmung, werden wir hier nach und nach die Erträge steigern. Es wird darum gehen, sinnvoll in die Mannschaft zu investieren und damit auch die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, in der nächsten Saison ganz oben mitspielen zu können."
... das Westfield-CentrO: "Das CentrO Oberhausen ist ein nennenswerter RWO-Partner. Sie sind bei jedem Heimspiel durch Mitarbeiter im Stadion vertreten. Diese Partnerschaft ist schon sehr wertig und gut."
... den Aufsichtsrat und Hajo Sommers: "Der neue Aufsichtsrat wird eine Mischung aus alt und neu. Bei RWO erkenne ich eine klare Fokussierung, ohne irgendwelche Eitel- oder Streitigkeiten. Hajo Sommers wird aus der Verantwortung ausscheiden und den Vorstandsvorsitz abgeben. Ich habe gar nicht so viele Hüte, wie ich vor ihm ziehen möchte. Er hilft mir gerade jeden Tag total und erklärt mir den Verein und sein Innenleben von A bis Z. Das ist schon gut. Dass ich dieses Amt etwas anders interpretieren und ausfüllen werde, ist auch klar. Jeder hat da seine eigenen Ideen."