Klar: Sieben Spielen, sieben Punkte - das ist keine gute Bilanz für den amtierenden Vize-Meister der Regionalliga West. Dass der 1. FC Bocholt aber schon nach nur sieben Partien Trainer Björn Mehnert vor die Tür setzte, ist doch sehr überraschend.
Immerhin hatte Sportchef Christopher Schorch seinen ehemaligen Coach aus gemeinsamen Wuppertaler Zeiten verpflichtet und mit einem Vertrag bis zum 30. Juni 2026 ausgestattet. Eine Art Vertrauensvorschuss. Doch nach nur wenigen Wochen hatte Schorch kein Vertrauen mehr in die Arbeit von Mehnert.
Ein Interview Ende August sorgte schon für große Verwunderung und Unruhe. Hier hatte Schorch via Bocholter Homepage das Trainerteam um Mehnert in die Pflicht genommen und einen Sieg gegen den KFC Uerdingen verlangt. RevierSport berichtete. Bocholt holte sogar einen Dreier gegen den KFC. Und trotzdem: Nur drei Wochen nach diesem Interview wurde Mehnert freigestellt.
Im Endeffekt war die Ansage von Schorch auch irgendwo der Anfang vom Ende der Arbeit von Mehnert am Hünting. Nun meldet sich der Fußballlehrer zu Wort und macht gegenüber RevierSport aus seiner Enttäuschung kein Geheimnis.
Prozesse und Veränderungen benötigen Zeit, Vertrauen, Ehrlichkeit und eine klare Kommunikation. Fußball ist der Spiegelbild der Gesellschaft, in der es um schneller, weiter und mehr geht - anstatt um nachhaltige Entwicklung, die eine vertrauensvolle Basis und ein starkes Team von Experten bedarf
Björn Mehnert
"Ich war überrascht von der Entscheidung und dem Zeitpunkt. Das Interview von Schorch vor drei Wochen war nicht förderlich", betonte Mehnert.
Weiter meinte er: "Die Entwicklung einer Spielidee und gerade zur auch erfolgreichen Spielidee aus der letzten Saison ist ein Prozess. Prozesse und Veränderungen benötigen Zeit, Vertrauen, Ehrlichkeit und eine klare Kommunikation. Fußball ist der Spiegelbild der Gesellschaft, in der es um schneller, weiter und mehr geht - anstatt um nachhaltige Entwicklung, die eine vertrauensvolle Basis und ein starkes Team von Experten bedarf."
Von der Qualität des Kaders, der Fitness der Mannschaft ist Mehnert überzeugt und ist sich auch sicher, dass er mit diesem Team am Ende eine erfolgreiche Saison gespielt hätte. Wenn man ihn denn weiter arbeiten hätte lassen.
"Die Mannschaft besteht aus einwandfreien Charakteren und hat ein gutes Potenzial. Das haben die Spiele und Ergebnisses der letzten vier Partien mit sieben Punkten und dem souveränen Pokal-Weiterkommen auch gezeigt. Auch bei den Statistiken der eigenen Tor-Chancen (Bocholt ist hier in den Top fünf der Liga zu finden, Anm. d. Red.) als auch bei den zugelassenen Chancen (Bocholt ist hier in den Top sechs der Liga zu finden, Anm. d. Red.) zeigt sich, dass die Mannschaft nach dem schlechten Saisonstart mit drei Niederlagen mittlerweile auf dem richtigen Weg ist. Die Mannschaft wird in den nächsten Spielen und schon am Samstag in Köln zeigen, dass sie mit einer besseren Chancenverwertung den positiven Trend ausbauen wird. Ich von der Qualität der Jungs überzeugt und wünsche den Spielern alles Gute."