Auch wenn die Zweitvertretung des VfB Stuttgart nach 23 von 38 Spieltagen einen Abstiegsplatz in der 3. Liga belegt, ist die Saison keinesfalls fatal. Eher durchwachsen. So sieht es auch Markus Fiedler.
RevierSport hat mit dem 39-jährigen angehenden Fußballlehrer - lesen Sie hier die Teilnehmer des aktuellen DFB-Lehrgangs - gesprochen. Der Coach des Konkurrenten von Rot-Weiss Essen - RWE liegt nur aufgrund des besseren Torverhältnisses vor dem VfB II auf dem ersten Nicht-Abstiegsplatz, erklärt, warum er schon 44 (!) Spieler einsetzte.
Markus Fiedler, 23 Spiele, 24 Punkte und punktgleich mit einem Nicht-Abstiegsplatz: Wie beurteilen Sie die bisherige Saison der U21-Mannschaft des VfB Stuttgart?
Wir erleben eine anspruchsvolle Saison. Leider haben wir - wie das für eine U21 normal ist - die Aufstiegsmannschaft nicht zusammenhalten können. Acht Stammspieler haben uns verlassen, vorrangig um den nächsten Karriereschritt in einer 1. Mannschaft zu gehen. Zudem hatten viele Verletzungen von Schlüsselspielern sowie Abstellungen zur Youth-League und zu den Profis zwangsläufig Auswirkungen auf die jeweils zur Verfügung stehende Mannschaft. Dennoch haben wir in einigen Spielen unsere Qualitäten zeigen und Ergebnisse erzielen können. In anderen Begegnungen hat unsere extrem junge Mannschaft manchmal noch Lehrgeld zahlen müssen.
Der Rekord war nicht unser Ziel. Und wir haben auch nicht vor, die 50 zu knacken (lacht). (...) Jeder dieser 44 Spieler hat Potenzial und ein interessantes Profil.
Markus Fiedler
Bleiben wir bei den Zahlen: Sie haben in den 23 Begegnungen schon 44 (!) Spieler eingesetzt. Das ist ein Rekord in der Drittliga-Geschichte. Verfügen Sie eigentlich über zwei Kader?
Der Rekord war nicht unser Ziel. Und wir haben auch nicht vor, die 50 zu knacken (lacht). Die Zahl unterstreicht die Herausforderungen, denen wir bisher ausgesetzt waren. Natürlich wünschen wir uns diesbezüglich mehr Kontinuität und hoffen, künftig regelmäßiger auf unsere Schlüsselspieler und die Kerngruppe setzen zu können. Denn nur so kann man die Entwicklung des Einzelnen und der Mannschaft vorantreiben und konstanter punkten. Auf der Gegenseite haben wir auch dank der Unterstützung unserer U19 sieben noch für die A-Jugend spielberechtigten Akteuren bereits Spielpraxis im Profifußball eröffnen können. Jeder dieser 44 Spieler hat Potenzial und ein interessantes Profil.
Im Ernst: Sie sind ein Trainer, der den VfB-Nachwuchs ausbilden soll. Wünscht man sich dennoch nicht manchmal einen Kern-Kader, mit dem man arbeiten kann? Oder ist diese große Fluktuation gar ein Vorteil?
Grundsätzlich natürlich schon. Doch andererseits ist es die Aufgabe und die Natur einer U21, Spieler für die Bundesliga-Mannschaft auszubilden, sie auf die Anforderungen unter Sebastian Hoeneß vorzubereiten und auch Lizenzspielern Spielpraxis zu eröffnen. Die Verantwortung einer 2. Mannschaft erfordert demnach von uns allen ein hohes Maß an Flexibilität und Variabilität. Dessen bin ich mir bewusst, und das macht auch den Reiz dieser Aufgabe aus.
Worauf wird es letztendlich ankommen, ob eine Mannschaft in dieser 3. Liga bleibt oder absteigen muss?
Auf uns bezogen: Wir brauchen unsere Schlüsselspieler auf dem Rasen und mehr personelle Kontinuität. Und wir müssen trotz der mangelnden Erfahrung die Fehler minimieren. Das grundsätzliche Potenzial dazu haben wir auf jeden Fall.
Die Qualität dazu ist ohne jeden Zweifel vorhanden.
Markus Fiedler über die RWE-Chancen auf den Klassenerhalt
Warum wird der VfB II die Liga halten?
Weil wir bei uns bleiben, weiter konzentriert und hart arbeiten und unseren Überzeugungen treu bleiben.
Hätten Sie eigentlich erwartet, dass große Traditionsklubs wie VfL Osnabrück oder Rot-Weiss Essen nach der Hinrunde hinter Ihrem Team stehen?
Das war so natürlich nicht zu erwarten. Aber grundsätzlich kann in dieser verrückten Liga jeder jeden schlagen. Eine Serie, wie sie Osnabrück gegenwärtig hingelegt hat, kann die Tabelle schnell auf links drehen.
Eine Frage aus Revier-Sicht: Glauben Sie, dass RWE die Klasse halten wird?
Die Qualität dazu ist ohne jeden Zweifel vorhanden.
Sie sind seit 2011 schon im Trainergeschäft. Wie kam es dazu, dass Sie schon mit 21 Jahren an der Seitenlinie standen?
Der Trainerjob ist meine absolute Leidenschaft. Ich war ein äußerst durchschnittlicher Kicker, habe aber früh gemerkt, Mannschaften und Spieler entwickeln zu können.
Noch nie haben Sie eine Erste Mannschaft trainiert: Wann wird dies der Fall sein?
Das kann ich nicht beantworten. Gegenwärtig bin ich sehr glücklich mit meiner Aufgabe und dankbar, in diesem herausragenden Verein die höchste Ausbildungsmannschaft trainieren zu dürfen.
Welche Ziele verfolgen Sie in Ihrer Trainer-Karriere?
Mit der Pro-Lizenz, die ich gerade absolviere, geht bereits ein Traum für mich in Erfüllung. Ich bin dankbar für die Möglichkeit, in der 3. Liga Erfahrungen machen zu dürfen. Ich bin sehr ehrgeizig und möchte mich weiterentwickeln. Die Zeit wird zeigen, was noch kommt.