Es war kurz vor den Weihnachtstagen - RevierSport berichtete exklusiv - als Ersan Parlatan einen Vertrag beim Wuppertaler SV unterschrieb. Der 46-jährige Fußballlehrer ist der neue Cheftrainer des WSV.
Am 3. Januar 2024 absolvierte Parlatan, der am Vorabend aus seiner Heimatstadt Berlin angereist war, seinen ersten Arbeitstag als WSV-Coach.
RevierSport hat mit Ersan Parlatan gesprochen über...
... seine ersten Eindrücke: "Der erste Tag war sehr intensiv, ohne dass ich mir schon die ersten Eindrücke von der Mannschaft auf dem Trainingsplatz machen konnte. Die Jungs haben zum Auftakt Mobilitäts-, Ausdauer- und Schnelligkeitstests absolviert. Die Räumlichkeiten und Gegebenheiten sind hier gegeben. Aber ich muss mir noch einen genauen Überblick verschaffen. Ich habe zuvor auch ein paar Sätze an die Mannschaft gerichtet und den Jungs auch deutlich zu verstehen gegeben, warum ich diese Aufgabe angenommen habe: weil ich an das Potential dieses Kaders glaube.
Ich lache gerne, bin ein positiver Mensch, der sehr vieles positiv sieht, auch wenn es erstmal negativ erscheint. Ich habe gerne mit Menschen zu tun, die positiv und nicht negativ eingestellt sind. Die Jungs haben immer die Möglichkeit zu mir zu kommen. Aber klar ist auch: Am Ende geht es immer um Leistung.
Ersan Parlatan
... seine persönliche Vorbereitung: "Ich habe mir acht bis zehn Spiele von den bisherigen 17 Begegnungen auf Video angeschaut - und da sowohl die positiven als auch negativen Partien.
... seine Erkenntnisse aus den Videoanalysen: "Das Ergebnis liegt auf der Hand: Der WSV hat bei 30 Gegentoren einfach zu viele Treffer kassiert. Das Gute ist für einen Trainer aber, dass die meisten Tore erklärbar sind, auch wenn da einige individuelle Böcke dabei waren. Es geht aber nicht nur um die Gegentore, es geht auch um die Spielphilosophie. Ich muss sagen, dass die Mannschaft zu Beginn der Saison zu passiv gegen den Ball agiert hat. Meine Philosophie ist eine, die darauf beruht hoch und frühzeitig anzulaufen. Daran werden wir in der Vorbereitung auch arbeiten. Erfreulich sind die 38 geschossenen Tore. Der WSV kommt zu den Einschussmöglichkeiten und verwertet auch viele Bälle. Für einen Trainer ist es immer einfacher eine Defensive zu stabilisieren als einer Mannschaft das Toreschießen beizubringen. Denn dafür benötigt man auch individuelle Qualität. Diese steckt in diesem Kader. Zur defensiven Stabilität gehören aber Dinge wie Konzentration, Stellungsspiel, Ordnung oder Mentalität - das sind Dinge, an denen man arbeiten kann."
... den Trainer und Menschen Ersan Parlatan: "Ich bin jemand, der die nötige Distanz bewahrt, um natürlich als Trainer auch seine Autorität zu schützen. Auf der anderen Seite bin ich ein kommunikativer Trainer, der gerne mit den Jungs lacht, auch mal über sich selbst. Ich lache gerne, bin ein positiver Mensch, der sehr vieles positiv sieht, auch wenn es erstmal negativ erscheint. Ich habe gerne mit Menschen zu tun, die positiv und nicht negativ eingestellt sind. Die Jungs haben immer die Möglichkeit zu mir zu kommen. Aber klar ist auch: Am Ende geht es immer um Leistung. Und, was mir wichtig ist: Ich bewerte die Jungs auch nach ihrem Verhalten, nicht nach dem Charakter. Denn diesen kann ich gar nicht richtig beurteilen. Ein Beispiel: Ein aggressiver Spieler muss ja kein aggressiver Mensch sein. Deshalb vermeide ich gerne das Wort Charakter im Fußball."
Ich bin ein klarer Mensch, der keine unnötigen kleinen Brötchen backt. Ich will mit dem Wuppertaler SV in die 3. Liga aufsteigen. Wir haben noch alle Möglichkeiten. Meine Aufgabe ist es jetzt die bisher fehlenden Prozente zu finden, die für den Erfolg notwendig sind.
Ersan Parlatan
... die Vorbereitung: "Ich war schon mit Viktoria Berlin, Berliner AK, Kickers Offenbach und TSV Steinbach in Winter-Trainingslagern - das schweißt immer nochmal alle zusammen. Ich freue mich jetzt auch, dass wir in der Türkei mit den Jungs 15 bis 18 Stunden am Tag zusammen sein und uns kennenlernen können. Das ist für Trainer und Spieler sehr wichtig."
... die Transferaktivitäten: "Sebastian Patzler und Kevin Pires Rodrigues sind nicht mehr dabei. Wir benötigen auf der Torhüterposition einen Konkurrenzkampf. Denn mit zwei Schlussleuten in die Restrunde zu gehen, wäre sehr fahrlässig und unprofessionell. Zudem würde uns ein Linksverteidiger gut zu Gesicht stehen."
... die Ziele: "Ich bin ein klarer Mensch, der keine unnötigen kleinen Brötchen backt. Ich will mit dem Wuppertaler SV in die 3. Liga aufsteigen. Wir haben noch alle Möglichkeiten. Meine Aufgabe ist es jetzt die bisher fehlenden Prozente zu finden, die für den Erfolg notwendig sind. Wenn uns das gelingt, dann gibt es schon die Möglichkeit noch einmal heranzukommen. Einen Neun-Punkte-Rückstand kann man in 15 verbleibenden Spielen allemal wettmachen. Davon bin ich überzeugt."