Es ist eine Dekade der verlorenen Träume, unerfüllter Erwartungen und tiefster Enttäuschungen. Dass der Verein exakt wieder in dem fußballerischen Niemandsland gelandet ist, in dem er bei der Amtsübernahme des SPD-Politikers schon einmal sein Dasein fristete, ist bezeichnend für das ausgesprochen unglückliche Agieren des RWE-Lotsen, der nunmehr von Bord geht. Uneigennütziges Bemühen ist ihm dabei nie abzusprechen gewesen. Von Berlin aus hat er versucht, die Geschicke eines Vereins zu lenken, dessen Ansehen aus einer ruhmreichen Vergangenheit mit der tiefen Tristesse der Gegenwart und der verbissenen Hoffnung der großen Fangemeinde auf eine bessere Zukunft nicht in Einklang zu bringen war.
Hempelmann war vor allem ein erfolgreicher Geldbeschaffer. Aber er ließ es fahrlässig zu, dass die akquirierten Mittel regelrecht pulverisiert wurden. Dabei vertraute er den falschen Leuten, war weitgehend beratungsresistent und wohl auch zu loyal und gutgläubig gegenüber Führungskräften, die ihn und den Verein nur noch ausnutzten. Im Beratergewerbe wird Rot-Weiss Essen als El Dorado betrachtet, wo man richtig Kasse machen kann. Bezahlt haben all die üppigen Honorare und Gehälter jene Mittelständler, die Hempelmann an die zehn Millionen Euro in gutem Glauben anvertrauten und die kaum noch eine Chance haben auf Rückzahlung ihrer Darlehen.
Ebenso leichtfertig "verspielte" er das Geld jener in Essen ansässigen "global player", die bereit waren, Verantwortung zu übernehmen, aber ihr finanzielles Engagement nur verbrennen sahen. Dass es für RWE nur noch eine Zukunft geben kann mit einer neuen, unverbrauchten Führung, die es schaffen muss, neues Vertrauen aufzubauen, war lange klar. Es verdient Respekt, dass Hempelmann einem Neuanfang nicht mehr im Wege steht. Sicher reichlich spät, aber hoffentlich noch gerade rechtzeitig.