Spielführer und Vertreter des alten Kaders sind somit weiter an der Hafenstraße aktiv. Michael macht deutlich, „bereit“ zu sein, „Verantwortung zu übernehmen“. Er spricht vom „Neuaufbau von Rot-Weiss Essen“. Für den er sich aktuell, wie vorab Bruder Stefan, auf Mallorca in der Bucht von Alcudia entspannt. „Kompletter Cluburlaub, all inclusive, alles für die Kinder, die sich permanent am Eis bedienen können.” Und sich der Papa nicht ständig kümmern muss. Lorenz: „Nach einer solchen nervenaufreibenden Saison muss man sich ein paar Tage entspannen.“
Nach dem letzten Spiel gegen Lübeck schlich der 29-Jährige durch die aufgebrachten Fans zum Auto, die Vermutung lag nahe, dass er in Essen keine Zukunft mehr hätte. „Ich fragte mich auch, ob ich nochmals unterschreiben sollte“, räumt der Ex-Paderborner ein. Jetzt bleibt er bis 2009, dazu kommt eine zweimalige Option. Genau wie bei Stefan. Michael: „Ich benötigte erst einmal Zeit, um die Emotionen zu verarbeiten. Ich fand das auch nicht so extrem, das war die Enttäuschung, sauer war ich nicht.“
Allerdings stand er Offerten aufgeschlossen gegenüber. So buhlte Düsseldorf vehement, stemmte aber die Wirtschaftlichkeit nicht. „Ich war fast weg“, nickt der Defensiv-Allrounder, dazu warb der Berliner Raum. Lorenz grinst: „Könnte sein!“ Sein Fazit: „Einfach habe ich mir das nicht gemacht, aber letztendlich habe ich auf mein Herz gehört.“ Wie auch Stefan, um den sich vor einigen Wochen Paderborn und der WSV bemühte.
Außerdem bricht der Ex-Uerdinger eine Lanze: „Mich hat vor allen Dingen überzeugt, wie sich Coach Michael Kulm und Thomas Strunz reinhängen, ich denke, die kriegen seit einiger Zeit überhaupt keinen Schlaf mehr.“ Oder anders formuliert: „Kompetenz und Leidenschaft. Das brachte für mich das Rädchen wieder ins Rollen.“ Man will möglichst schnell wieder hoch – eigentlich sofort. Lorenz: „Ja, klar.“ Allerdings warnt er: „Realismus muss dabei sein, jeder von uns weiß doch, es wird nicht leicht.“
Der Blick in die Zukunft wird analytisch: „Ich hoffe, der Kader steht bald, dann werden wir alles dafür tun, RWE wieder nach oben zu bringen.“ Ein Auf und ein Ab, eine fragwürdige Tradition, die „RWE irgendwie ausmacht“. Und schnellstens geändert werden muss. Die Brüder haben eine eigene Homepage, „auf der wir sehr nette Einträge fanden. Die Fans glauben wieder daran. Sie sind heiß.“ Das legendäre Kurzzeitgedächtnis von RWE und seinem Umfeld. Lorenz: „Auch das ist RWE. Einmal wird man auf den Schultern getragen, einmal wird man fast verprügelt. Zeit, dass die Anhänger uns wieder tragen.“
Am Montag wartet der Flieger zurück nach Deutschland. Mit der Sonne muss das ehemalige Berliner Dynamo mit seinen tendenzielle eher roten Haaren sowieso vorsichtig sein. „Roter Kopf, weißer Bauch.“ Die Farben passen – deshalb auch die Unterschrift.