Im Sommer 2011 wechselte Grund vom MSV Duisburg zu Rot-Weiss Essen. Der mittlerweile verheiratete zweifache Familienvater ist immer noch bei RWE. Grund befindet sich in seinem neunten rot-weissen Jahr und ist damit der dienstälteste Spieler im aktuellen Kader.
Noch mehr: Grund ist auf dem Weg sich in die Geschichtsbücher von RWE zu spielen. Die Torwart-Legende Fritz Herkenrath bestritt nämlich 276 Pflichtspiele für Rot-Weiss und liegt aktuell auf Platz 10 der RWE-Rekordspieler. Grund steht bei 266 Einsätzen für die Bergeborbecker. Noch elf Begegnungen und Grund würde Herkenrath überholen.
Wir haben mit dem in Oberhausen geborenen und wohnhaften Linksverteidiger nicht nur über seinen Legenden-Status gesprochen, sondern auch über den Saisonstart, den aktuellen Kader und seine talentierten Söhne.
Kevin Grund, was macht Rot-Weiss Essen in dieser Saison so stark? Wir sind auf jeder Position doppelt besetzt. Es gibt kaum Unterschiede zwischen den konkurrierenden Spielern. Das haben auch die vielen Wechsel an den ersten Spieltagen bewiesen. Zudem haben alle super viel Spaß. Ich bin im neunten Jahr bei RWE und merke einfach, dass die Jungs richtig Bock auf Rot-Weiss haben und stolz sind hier spielen zu dürfen. Wir haben eine tolle Stimmung in der Mannschaft.
In der vergangenen Saison lag RWE nach sieben Spieltagen auch auf Platz eins... Ja, das weiß ich natürlich. Manchmal überlege ich auch, warum wir dann in so einen negativen Lauf geraten sind. Aber letztendlich kann man die letzte Saison mit der aktuellen nicht vergleichen. Es ist vieles anders, wir haben viele neue Gesichter und eine ganz andere Spiel-Philosophie.
RWE spielt druckvoll und offensiv. Das kommt auch Ihnen entgegen, oder? Natürlich. Ich liebe es, wenn man Fußball spielt und nicht kloppt oder dergleichen. Aber auch ich musste mich erst einmal umstellen. Ich bin jetzt viel mehr unterwegs. Das Spiel ist schneller geworden. Wir kreieren viele Torchancen. Das ist dann natürlich auch für die Zuschauer sehr attraktiv.
Vor wenigen Tagen ist Felix Herzenbruch zu Rot-Weiß Oberhausen gewechselt - Ihr Konkurrent auf der Linksverteidiger-Position. Als er kam, haben einige schon prognostiziert, dass Grund nun die Bank drücken wird. Hatten Sie auch Sorgen um Ihren Stammplatz? Nein, überhaupt nicht. Ich hatte im Fußball noch nie Angst vor einem Rivalen oder dergleichen. Ich bin von mir überzeugt und weiß, was ich drauf habe. Natürlich macht es mich stolz, dass ich in diesem Kader aktuell spiele und alle Partien von Beginn machen durfte. Aber ich bin auch so selbstbewusst, dass ich sage, dass ich mir die Einsätze durch harte und gute Trainingsarbeit verdient habe.
Sie haben 266 Pflichtspiele für RWE bestritten, spielen im neunten Jahr für diesen Verein. Fühlen Sie sich eigentlich schon als eine Art "Legende"? (lacht) Manchmal nennen mich die Jungs "Legende". Aber nein: Ich fühle mich nicht so. Helmut Rahn, Willi Lippens oder Frank Kurth. Das sind rot-weisse Legenden. Die haben in der Bundesliga gespielt, Aufstiege gefeiert oder standen im DFB-Pokalfinale. Das ist dann doch schon nochmal etwas anderes, als meine 266 Spiele, die vor allem in der Regionalliga stattgefunden haben. Aber klar: Ich bin trotzdem mega stolz darauf, für solch einen großen Verein so lange zu spielen.
Ihr Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. Haben Sie schon Zukunftspläne? Ich habe eine Frau, zwei Kinder und ein Haus. Da muss man immer einen Plan B in der Hinterhand haben. Den gibt es auch. Aber erst einmal will ich noch zwei, drei, vielleicht vier Jahre auf hohem Niveau Fußball spielen. Am liebsten würde ich nur noch für RWE spielen und bis zum Ende meiner Karriere hier bleiben. Aber das ist alles Zukunftsmusik. Eigentlich mag ich es gar nicht so weit nach vorne zu schauen.
Der Freitag ist aber nah. Der KFC Uerdingen kommt nach Essen. Müssen Sie eigentlich Ihren Kindern wieder versprechen, dass RWE gewinnt? (lacht) Ja, das muss ich jedes Mal tun. Denn meine beiden Söhne (7 und 4) wissen genau, dass sie bei unseren Siegen auf den Rasen und mit den Fans feiern dürfen. Bevor ich aus dem Haus gehe, geben meine Jungs mir immer mit auf dem Weg, dass wir gewinnen sollen.
Wird RWE am Freitag gewinnen? Wir werden alles versuchen und raushauen. Ich denke, dass mit der Unterstützung unserer genialen Fans alles möglich ist. Auch wenn der KFC Uerdingen eine richtig namhafte und gute Drittliga-Mannschaft besitzt. Es muss schon vieles passen, damit wir am Ende den Titelverteidiger aus dem Niederrheinpokal rauskegeln.
Was ging in Ihnen eigentlich vor als Uerdingen in der ersten DFB-Pokalrunde gegen Borussia Dortmund spielte? Ich war schon nachdenklich und ein wenig traurig. Ich habe mir gedacht, dass wir da jetzt auch stehen könnten. Wir haben in den letzten Jahren in Essen tolle DFB-Pokalspiele gesehen. Das war immer geil. Das wollen wir als Mannschaft auch wieder in Zukunft erleben, dafür müssen wir den Niederrheinpokal gewinnen.