Mit geballter Faust rannte Essens Identifikationsfigur Timo Brauer nach seinem 1:1-Treffer (82.) in Richtung Gästeblock. Mit seinen Bewegungen deutete er es sofort gegenüber den eigenen Fans an: Macht wieder Stimmung für uns! Die hatten sich seit dem Pokal-Halbfinale gegen den TV Jahn Hiesfeld einen Stimmungsboykott auferlegt. Diesen konnten sie teilweise auch im Derby durchziehen, der hitzigen Schlussphase hielten jedoch auch sie nicht mehr stand.
Das Derby stand für Rot-Weiss Essen unter guten Vorzeichen. Zuletzt hatte die Mannschaft von Trainer Karsten Neitzel sieben Punkte aus drei Spielen geholt, war dabei ohne Gegentreffer geblieben. Diese Serie sollte schon nach einer guten Viertelstunde beendet sein. Einen Freistoß auf Höhe der Strafraumkante hatte Oberhausens Mike Odenthal in Richtung zweiten Pfosten geflankt. Dort ließ die großgewachsene Essener Verteidigung Yassin Ben Balla aus den Augen. Dieser bedankte sich und versenkte den Ball zur 1:0-Führung im Netz (16.).
RWE wirkte hingegen im dritten Spiel innerhalb von sieben Tagen bisweilen müde und schaffte es nicht, sich im ersten Durchgang viele Möglichkeiten zu erzielen. Nach Vorlage von Kevin Grund hatte Marcel Platzek die einzige Möglichkeit, doch sein Versuch aus kurzer Distanz wurde vom ehemaligen Essener Kai Nakowitsch geblockt.
Erst nach dem Seitenwechsel entstand auch auf dem Feld in wahrer Derby-Schlagabtausch. Neitzel hatte Stürmer Kamil Bednarski für den verwarnten Robin Urban gebracht, fortan wirkte die Neitzel-Elf griffiger. Zuerst setzte Kapitän Benjamin Baier einen Fernschuss aus rund 30 Metern auf das Tornetz (53.), einen weiteren Versuch setzte Baier aus etwa zehn Metern an den Pfosten.
Doch auch die Oberhausener blieben weiterhin gefährlich, nachdem sie im zweiten Abschnitt vermehrt aufs Konterspiel setzten: So hätte Ben Balla zehn Minuten nach Wiederanpfiff mit seinem Abschluss aus kurzer Distanz den Deckel drauf machen müssen, doch der Sechser drosch die Kugel auf die neugebaute Revierkraft-Tribüne, die im Pokalfinale am 21. Mai eröffnet wird.
Acht Minuten vor dem Ende sollte sich das Anrennen der Essener in der zweiten Hälfte jedoch belohnen. Ein Baier-Freistoß landete genau auf dem Kopf von Timo Brauer und der gebürtige Essener verwandelte zum heißersehnten Ausgleich. Trotz der Großchancen in der Schlussphase durch Platzek (85., 87.) und Kai Pröger (90.) gelang den Essenern der Siegtreffer jedoch nicht mehr.
Für beide Mannschaften geht es am nächsten Samstag weiter. Rot-Weiss Essen empfängt im letzten Heimspiel der Saison den TuS Erndtebrück, Rot-Weiß Oberhausen muss zum FC Wegberg-Beeck.