Schon vor Abschluss der Serie hatte Trainer Waldemar Wrobel daraus seine Schlüsse gezogen und eine Transfervorgabe für den kommenden Sommer ausgegeben.
Die Essener machten sich aus, Führungsspieler zu finden. Einen aggressive Leader, eine „Drecksau“, wie Wrobel formulierte. Auf dem Papier gelang das allemal. Benjamin Wingerter, Alexander Langlitz, Christian Knappmann, gleich mehreren der Neuen sagte man nach, dass sie die nötigen „Soft Skills“ für eine Führungsposition mitbrächten, gerade wenn es nicht läuft.
Eine Rückrunde später muss Wrobel eben das eigentlich angesprochene Defizit erneut ausmachen. Neben dem sportlich höchst durchwachsenen Ausschuss ist die Führungskrise noch immer aktuell.
Knappmann, ohne Zweifel einer der Wortführer, strich bereits im Winter die Segel, Wingerter kam bisher nicht über den sportlichen Status eines Mitläufers hinaus – und hält sich auf dem Platz dementsprechend auch verbal zurück, Kapitän Heppke nahm Wrobel in Aachen schon nach einer guten Stunde vom Feld, um nach dem 0:3 festzustellen, dass sich die Mannschaft allzu leicht in ihr Schicksal gefügt hat. „Wenn wir 0:1 zurückliegen hat bei uns immer die Erkenntnis gesiegt, dass wir uns nicht wehren können und irgendwo ergeben.“ In der Tat: Erst ein Spiel konnten die Essener in dieser Saison nach einem Rückstand noch drehen – mit einem Mann mehr in Wiedenbrück.
Es fehlt noch immer an den Figuren, an denen sich diese Mannschaft in kritischen Phasen orientieren kann, die Halt und Ordnung geben, Dinge auch auf eigene Faust anschieben können. Rein sportlich erfüllt Marcel Platzek diese Rolle – gar nicht auszudenken, wo RWE ohne seine Tore stehen würde. Es fehlt aber eine klare Hierarchie und eben genau die Führungsspieler, die man vor der Saison verpflichtet zu haben glaubte. Wrobel widerspricht immerhin nicht: „Das will ich so nicht definieren, aber sicherlich fehlt uns eine gewisse Qualität in Sachen Mentalität.“
Das ist freilich auch einigen Verletzungen geschuldet, was allein die Erklärung jedoch nicht sein kann, zumindest nicht für den Anspruch derjenigen, die etwa in Aachen auf dem Platz standen. Wrobel weiß: „Es ist müßig. Wir müssen mit den Spielern durch die Saison kommen, die uns zur Verfügung stehen.“ Man gewinnt den Eindruck, sie kann gar nicht schnell genug rum gehen.