Peter Kunkel hatte es während der gesamten Hinrunde angekündigt. "Die Zeit von Gideon Jung wird kommen - noch in dieser Saison." Der RWO-Trainer hat mit seiner Prognose Recht behalten. Denn die Leistung des 19-jährigen Eigengewächses am Sonntag im Südstadion war schlicht und ergreifend beeindruckend. In seinem zweiten Meisterschaftsspiel von Beginn an sorgte Jung im Verbund mit Robert Fleßers dafür, dass das spielstarke Mittelfeld des Tabellenführers zu keinem Zeitpunkt zur Entfaltung kam. Dabei traf der Youngster über weite Strecken des Spiels auf keinen Geringeren als Albert Streit, der bei seinem Debüt für die Domstädter in der Vorwoche in Aachen zwei Treffer erzielte.
Sein Trainer analysierte die Leistung des Defensiv-Talents ganz nüchtern. "Ich bin überhaupt nicht überrascht von seiner Leistung, denn ich weiß ganz genau, wozu Gideon in der Lage ist. Er hat Albert Streit komplett aus dem Spiel genommen, das war einer der Schlüssel zum Erfolg", erklärte Kunkel und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: "Wir werden in Oberhausen noch ganz viel Freude an diesem Jungen haben."
Dabei hätte der Nachmittag in der Domstadt für Jung durchaus in einer herben Enttäuschung enden können. Bereits nach 29 Minuten sah er die Gelbe Karte. Kurze Zeit später wurde er nach einem weiteren Foulspiel auf Höhe der Mittellinie von Schiedsrichter Thorben Siewer verwarnt. Kunkel ging das Risiko ein und ließ Jung in der zweiten Halbzeit auf dem Feld. "Das sind Erfahrungen, die ein 19-Jähriger einfach sammeln muss. Er hatte es im Mittelfeld ausschließlich mit Vollprofis zu tun, die sicherlich auf einen Fehler gewartet haben. Wenn er vom Platz geflogen wäre, hätte ich damit leben können", versichert Kunkel.
Großes Lob vom Kapitän
Das Ende ist bekannt. Jung spielte durch und verhalf seinem Team zum Sieg. Dass er trotz Gelb-Belastung den Großteil seiner Zweikämpfe gewann, beeindruckte auch seinen Kapitän Benjamin Weigelt. "Gideon hat das nach seiner Verwarnung ganz stark gelöst. Für sein Alter war das schon richtig klasse. Ich freue mich für ihn, denn er arbeitet Tag für Tag extrem hart", sagte Weigelt.
Die Verantwortlichen hatten im Fall von Jung offenbar frühzeitig den richtigen Riecher bewiesen. Im November wurde der Vertrag des Defensiv-Allrounders, der bei den Kleeblättern sein erstes Senioren-Jahr spielt, langfristig verlängert. Sein Auftritt in Köln dürfte ihm vorerst einen Stammplatz bei den Rot-Weißen beschert haben. Diesen möchte Jung freilich so schnell nicht abgeben. "Beim Spitzenreiter von Beginn an aufzulaufen und dann auch noch zu gewinnen, war ein ganz tolles Gefühl. Ich werde im Training weiterhin alles geben, um in der Mannschaft zu bleiben", betonte der neue Hoffnungsträger der Oberhausener.